[Walter Pobaschnig vom Literaturblog „Literatur outdoors – Worte sind Wege“ hat mich zur Buchmesse Leipzig 2023 mit Gastland Österreich befragt. Anm. in solchen Klammern ][ von mir:]
Buchmesse Leipzig: „Liebe aus Österreich“ Andreas Unterweger, Schriftsteller, Herausgeber der Literaturzeitschrift manuskripte [mit Matthias Göritz, dem Mastermind dieser Art Poesieautomaten. (c) manuskripte]
Literatur outdoors: Lieber Andreas Unterweger, wie verhält sich ein Gastgeber als Gast zum Gastgeber als Gast im Gastland?
Andreas Unterweger: Sowohl die Gäste als Gastgeber als auch die Gastgeber als Gäste erwiesen sich als Ehrenleute! Und es war mir auch eine Ehre, die Leipziger Buchmesse mit dem Gastland Österreich mitzuerleben – als Ehrengastarbeiter, sozusagen.
Literatur outdoors: Wie lange bleibst Du? – wird Österreich in Leipzig dies zuerst gefragt?
Andreas Unterweger: Ich bin sicher nicht der Einzige, der den Auftritt von Gastland Österreich, kuratiert von Katja Gasser, als ausgesprochen gelungen empfindet. Bestimmt wird er in der Stadt in positiver Erinnerung bleiben, angefangen mit der großartigen Rede unseres Bundespräsidenten bei der Eröffnung im Gewandhaus. Welch seltenes Vergnügen, dass ein österreichischer Politiker einmal im Ausland für Aufsehen sorgt, ohne dass man sich dafür schämen muss.
Dazu kommen die zahlreichen Kontakte zwischen österreichischem und deutschem Literaturbetrieb, die auf der Messe und in ihrem Umfeld vertieft oder erst geknüpft wurden. Sie werden in Zukunft sicherlich für viel Freude sorgen. Diese Erfahrung habe ich als Autor und mit den manuskripten wieder und wieder gemacht. Ein geselliger Nachmittag im Zeichen der Poesie mit den richtigen Leuten, und man kann sich nicht nur die Agentur sparen, sondern findet darüber hinaus auch Freunde fürs Leben.
Ich hoffe, dass auch die manuskripte ihre Spuren hinterlassen haben. Mit dem manuskripte-Poesieautomaten „Liebe aus Österreich“, der im Herzen des österreichischen Standes für 50 Cent 14 Liebesgedichte aus Österreich ausgab, und den Tausenden Freiexemplaren der Ausgabe 239 mit dem ebenso ironischen wie ikonischen Cover von Anna Jermoalewa, stehen die Chancen dafür, vermute ich, gar nicht einmal so schlecht. Sowohl Gedichte als auch Hefte gingen jedenfalls weg wie die warmen Buchteln aus dem Österreich-Café, vom Bio-Weißwein (Weingut Nievoll), den wir zu besonderen Gelegenheiten ausschenkten, ganz zu schweigen.
Literatur outdoors: Ist „Meaoiswiamia“ eine Aussage bei einem Scheidungsrichter? …oder Selbstkritik des Literaturbetriebes?
Andreas Unterweger: Mir gefällt der Claim „mea ois wia mia” von Thomas Stangl sehr gut. Scheidung sehe ich darin keine heraufdämmern, im Gegenteil: der Spruch, in dem das wohl typischste Merkmal der österreichischen Literatur, die Sprachmusikalität, anklingt, entgrenzt und umarmt die Welt. Zugleich handelt es sich freilich auch um eine deutliche Absage an ein scheuklappenhaftes „mia san mia“-Denken, auch die Biederkeit des ORF-Slogans „ORF. Wie wir“ wird entlarvt und aufgebrochen. Österreich ist ja weder in der Literatur noch im Allgemeinen jene eindimensionale und -sprachige wintertouristische Alpenfestung, auf die es jeden Wahlkampf wieder, und nicht einmal nur von einer Partei, reduziert wird.
[Bei der Podiumsdiskussion zu „Liebe aus Österreich“ auf der Gastland-Bühne in Leipzig mit Rainer Moritz, Franz Josef Czernin und Verena Stauffer (c) Literaturhaus Graz]
Literatur outdoors: Was nimmt ein österreichischer Gast Österreich aus Deutschland mit? Offiziell und inoffiziell.
Andreas Unterweger: Offiziell den neuen Gedichtband des slowenischen Dichters Aleš Šteger, einen Block und einen Kugelschreiber von der Pressekonferenz. Inoffiziell eine Mischung aus Hochgefühl und Kopfweh, die Erfüllung monatelanger Vorarbeit und die dazugehörige Erschöpfung, dazu noch Tassen vom Katzenkaffee Katzentempel für meine Kinder.
Ansonsten: Mehr als ich jetzt schon wissen kann. Reden wir doch in ein paar Jahren wieder darüber!
01.06.2023, 19:00, Andreas Unterweger leitet die Podiumsdiskussion mit Volja Hapeyeva und Matthias Göritz nach ihrer Doppellesung "Uns geschehe dein Herz!". Einführung: Barbara Rauchenberger. Kultum (Im Cubus). Mariahilferplatz 3/I, 8020 Graz
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13.06.2023, 18:00, Andreas Unterweger spricht bei "Frühling '23". Forum Stadtpark. Stadtpark 1, 8010 Graz. Genaueres folgt.
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17.06.2023, ab 14:00: Andreas Unterweger liest bei agri:kultur im Rahmen des Viertelfestivals NÖ. Literarische Interventionen, Lesung aus "So long, Annemarie" (Droschl 2022) um 18:00. Wegwartehof, Merkenbrechts 1, 3800 Göpfritz an der Wild.
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22.06.2023, Andreas Unterweger spricht bei einer Podiumsdiskussion auf der Murinsel Graz. Genaueres folgt.
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29.06.2023, Andreas Unterweger präsentiert die manuskripte 240. Mit Lesungen von Ilma Rakusa, Ann Cotten und Marie Gamillscheg. Begrüßung: Fiston Mwanza Mujila. Graz, Forum Stadtpark, Saloon.
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12.08.2023, Andreas Unterweger liest beim HOCHSommerfestival. Genaueres folgt.
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05. und 08.09.2023, Andreas Unterweger beim Internationalen Literaturfestival Vilenica. Ljubljana (Slowenien). 05.09., 19 Uhr: Runder Tisch zum Thema "Österreich und Deutschland bei Vilenica" 08.09., 14 Uhr: Speed Meeting des grenzübergreifenden Literaturbetriebs Genaueres folgt.
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15.09.2023, 19 Uhr, Andreas Unterweger liest und spricht im Autor:innenzentrum Hannover. Ihmepassage 4, 30449 Hannover. Eine Kooperation von Autor:innenzentrum Hannover und manuskripte Genaueres folgt.
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06.10.2023, Andreas Unterweger im CCW/Cultur Centrum Wolkenstein, Stainach. Genaueres folgt.
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06.11.2023, Andreas Unterweger spricht bei der Verleihung der rotahorn-Preise 2023 durch Mäzen Hans Roth. Minoritensaal, Graz. Genaueres folgt.
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09.11.2023, 19:00, Andreas Unterweger moderiert die Lesung von Xaver Bayer und Robert Schindel aus ihren neuen Gedichtbänden. Literaturhaus Graz
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23.11.2023, 19:00, Andreas Unterweger liest aus "So long, Annemarie" in der Stadtbibliothek Dornbirn. Schulgasse 44a, 6850 Dornbirn.
Hat dies auf Performer Transformer Wordformer rebloggt und kommentierte: Literaturplätzchen auf der Murinsel... ich war dabei
Danke, lieber Jimi! Du weißt ja, man ist immer nur so lässig wie sein Publikum. Auf bald beim Hödlmoser!
Eine gelungene, mit schmackhafter Rock'n'Roll-Attitude vorgetragene, Lesung aus Deinem formidablen Werk kam mir als Ausgleich zum Wühlen im obersteirschen Klassikbergwerk…
Danke für Ihren Kommentar. Ich verstehe Ihren Standpunkt, aber Alexey Porvin redet nicht "mit Raketen", sondern liest „für die Ukraine“…
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