Hat dies auf Performer Transformer Wordformer rebloggt und kommentierte: Literaturplätzchen auf der Murinsel... ich war dabei
Metropolis Graz (ARTE)
Ab 1.12.2019 bis 28.02.2020 online verfügbar: „Metropolis Graz“, die Filmdoku von ARTE, in der ich mitwirken durfte:
Hier klicken! Hier klicken! Hier klicken!
(Wenn man die Sendung ansehen möchte, versteht sich.)
In weiteren Hauptrollen: Alfred Kolleritsch, Heidrun Primas, Günter Brus, Titus Probst und mein Nachnamensvetter Tom Unterweger, der Punksänger.
Jedenfalls gibt es in „Graz – Stadt der Kontraste“ viel Sehenswertes. Z. B. habe ich bei den Dreharbeiten gelernt, „natürlich zu gehen“*!
Aber auch davon abgesehen eine gelungene Produktion mit vielen wahren Sätzen über Graz.
Mein Dank gebührt Marco Giacopuzzi (unten links) und seinem sympathischen Team, mit dem ich einen nassen, kalten, aber dennoch sehr fröhlichen und produktiven Tag verbringen durfte!
* Bei strömendem Regen, ohne Schirm, wieder und wieder dasselbe Straßenstück entlang, während ein Kameramann rückwärts vor einem herläuft – auch eine Kunst!
Schlossberghotel: Matinée #2
Nachtrag zum Termin:
17.11.2019, 10:00, Andreas Unterweger liest bei der Matinee #2 im Schlossberghotel, Einführung von Annette Knoch. Bewegte Lesung (durchs Hotel). Kaiser-Franz-Josef-Kai 30, 8010 Graz. Frühstück (ab 7:00) kostenpflichtig, aber nicht verpflichtend. Eintritt frei!
Letzten Sonntag war ich zu einer Veranstaltung des Grazer Schlossberghotels eingeladen, die so angekündigt worden war:
Dem „Gastliteraten“ folgte eine erstaunlich große Anzahl von Frühstücksgästen von der Lobby …
… alle Stockwerke des Hotels nach oben, auf die in den Westhang des Schlossbergs gebauten Terrassen, wo ich, mit Blick auf den Lendplatzer Leuchtturm, „Mein Uhrturm“ las …
(c) Dietmar Reinbacher, Marko Hotels
… und das Kolleritsch-Dramolett „Wie schön wir es haben könnten“.
(c) Dietmar Reinbacher, Marko Hotels
Weiter ging es im Seminarraum des Hotels mit mehreren Kapiteln aus „Das gelbe Buch“ …
(c) Dietmar Reinbacher, Marko Hotels
… und in einem schönen Hotelzimmer mit gelben Wänden, wo das Kapitel „Nicht ganz“ aus „Wie im Siebenten“ folgte:
(c) Dietmar Reinbacher, Marko Hotels
Mein Dank gilt Direktorin Valerie Marko sowie Dietmar Reinbacher und Claudia Wohlgemuth für die freundliche Betreuung – ich habe mich vor, während und nach der Lesung im Hotel sehr wohl gefühlt!
Danke auch an Annette Knoch vom Literaturverlag Droschl für die Vermittlung, Einführung und Begleitung sowie meinem Vater Sepp Unterweger für die zusätzlichen Fotos!
„Erste Erinnerungen“ (Dieter Sperl, Ö1)
Neulich auf Ö1, in „Ö1 Kunstsonntag: Radiokunst – Kunstradio“: Dieter Sperls Radiokunststück „Erste Erinnerungen“, das neben Wortspenden von Alfred Kolleritsch, Ruth Weiss oder Wilhelm Hengstler auch meine Erzählung meiner ersten Erinnerung beinhaltet.
Dieter Sperls Montage ist hier noch bis Samstag nachzuhören!
Danke, lieber Dieter – hat Spaß gemacht und ist schön geworden, was will man mehr?
Ohne Graz wäre die Dichtung ein Irrtum! (Lesung Bücherstube)
Nachtrag zum Termin:
24.07.2019, 17:00, Styrian Artist in Residence Guillaume Métayer und Andreas Unterweger lesen Gedichte von Friedrich Nietzsche und eigene Texte. Special guest: Kinga Tóth. Anschließend Prosecco und Knabberei. Bücherstube, Prokopig. 16, 8010 Graz.
Was auf dem von den Styrian Artists in Residence Nadia Guerroui (Design) und Dan Lahiani (Foto) gestalteten Flyer so …
… und in der Steirerkrone so angekündigt wurde …
… sah in Wirklichkeit so aus:
Angelika Schimunek von der allzeit besuchenswerten Bücherstube baute mit ihrem Kollegen einen märchenhaft charmanten kleinen Lesesaal auf, dessen verzauberte Decke den blauen Himmel zeigte …
Im Backstagebereich machte sich schon das Buffet bereit …
Großer Publikumsandrang! Zusatzstühle! Danke fürs Kommen, liebe Leute!
Ich begrüßte und dankte:
(c) Barbara Belic
Guillaume Métayer las Texte über Graz, darunter Auszüge aus dem „Backhendlessay“ in manuskripte 218 und mehrere seiner vielbeachteten Nietzsche-Übersetzungen ins Französische:
Gott ist Tóth, es lebe die Kinga! Und so trug Kinga Tóth ihre Mais- und Marienlieder vor:
Kinga Tóth und Guillaume Métayer lasen simultan auf Deutsch und Ungarisch – Kinga die deutsche Übersetzung, Guillaume, als mitteleuropäisches Gesamtgenie, das ungarische Original!
Ich las „Die Schlange“ aus meinem Gedichtband …
… und das Dramolett „Wie schön wir es haben könnten“ aus „Das schönste Fremde ist bei dir“:
Anschließend mitteleuropäische Begegnung bei Prosecco, Keksen und Gebäck – plus Signierstunde!
Ich danke allen Beteiligten herzlich, insbesondere Angelika Schimunek, Kinga Tóth , allen Fotograf*innen des Abends und Barbara Belic, deren rotes Mikro zu Aufnahmezwecken immer gut im Bild war – laut vorläufiger Planung wird der Mitschnitt des Abends am 2.9., 20:00, in ihrer Literatursendung „Das rote Mikro“ auf Radio Helsinki gesendet.
Und so begeistert berichtete Philipp Braunegger in „Der Grazer“ vom 28.07.19 (danke!) – mit Wortspenden von Angelika Schimunek und Fotos von Barbara Belic sowie Literaturverlag Droschl:
Fazit: Ohne Dichtung wäre Graz ein Uhrturm!
Der Hafen von Graz
Gefühlt mein 15. Text über einen besonderen Ort in dieser Stadt* – und damit passend zum 15. Geburtstag des Literaturhauses Graz, in dessen Anthologie diese Prosa erschienen ist! Alles Gute!
Der Hafen von Graz
Wenn Sie auf einer Linien- oder Trampfahrt von Helgoland nach Triest, von Fiume auf die Wilczek-Insel oder von der Funktelegrafenstation Radiopola zum Golf von Bohai drei, 17 oder 39 Stationen zu früh von Bord gehen, werden Sie sich in einer Halle wiederfinden, deren unendliches Schweigen aus pausenlosem Geschrei besteht. Schreien hier Reisende, die von den Fahrkartenautomaten zur Verzweiflung getrieben werden, um Hilfe, so schreien dort Angestellte der Reisegesellschaften, von denen je zwei einem der Fahrkartenautomaten, die je einen Angestellten ersetzen, zu Informationszwecken beigestellt sind, „beruhigend“ auf die Reisenden ein. Dazu gesellen sich die Schreie anderer Angestellter, die Informationsbroschüren zum Thema „Fahrkartenautomaten“ an die Reisenden zu bringen versuchen, die Schreie der Reisenden, die diese Broschüren brüsk zurückweisen sowie die Schreie der Security-Bediensteten der Reisegesellschaften, die den Angestellten, welche die Fahrkartenautomaten erklären/anpreisen sollen, in adäquater Personalstärke beigestellt sind und die bei den zahlreichen Raufhandeln, die zwischen den informierenden Angestellten und den sich für unter-, über- oder gar falsch informiert haltenden Reisenden allenthalben entflammen, meist nur verbal, dafür aber mit voller Lautstärke, dazwischengehen. Die schreienden Reisenden, schreienden Reisegesellschaftsangestellten und schreienden Security-Bediensteten der Reisegesellschaften sind die Möwen, die von draußen (von den Docks?) hereinkreischenden Verschubgeräusche, Metall auf Metall, sind die anderen Seevögel, die 1825 von Erzherzog Johann zur besseren „Verbindung zwischen Donau und Adria“ initiierte, 1847 errichtete, 1956 „wiederaufgebaute“ und 2015 erweiterte Halle aber, in der Sie sich befinden, ist der Hafen von Graz.
Nun werden manche bestimmt meinen, widersprechen zu müssen. Dies sei ja gar nicht der Hafen von Graz, meinen sie etwa – ja, schreien sie Ihnen, während Sie eben, die Hände an den Koffern, und eben nicht auf den Ohren, durch den Hafen taumeln, in die Ohren – der wahre Hafen, schreien sie also, liege woanders, und zwar: „Waita untn!“ Dabei deuten sie nach Osten, zur Mur hin, auf einen Ort zu, der von den Eingeborenen, in ihren sinnlose Leiden verursachenden Lauten, „Laintbloutz“ (Landeplatz?!) genannt wird, und wo sich tatsächlich, durch den berüchtigten maritimen Nebel von Graz scheinend, eine Art Leuchtturm erhebt. Achtung! Folgen Sie diesen „Einflüsterern“, wie laut diese sich auch bemerkbar machen, nicht! Die Keplerstraße, die Sie schon hinuntergezerrt werden, ist zwar tatsächlich ein reiner Hafen-Zubringer, aber eben nur in umgekehrter Richtung. Und das Licht, das von dem Turm da vorne blinkt, bezeichnet keinen Ort, sondern die Zeit. Es handelt sich um eine zu P.R.-Zwecken angebrachte Uhr – der Turm ist, wie Sie bestimmt schon erraten haben, der weltberühmte „Uhrturm von Graz“.
Andere hingegen – und diese stürzen sich auf Sie, sobald Sie, endlich!, den Ersten entkommen sind – andere widersprechen auf andere Weise: Der wahre Hafen von Graz, schreien sie, liege weder hier, am Ende der Keplerstraße, noch dort, an ihrem Anfang, sondern anderswo, im Süden – „waita untn!“, schreien auch sie, „in Toulahouf!“ Ein kleiner Check auf Google Maps macht klar, dass auch dieser Information nicht zu trauen ist. Hat dieses „Toulahouf“ (Thalerhof) doch rein gar nichts mit Graz zu tun, sondern liegt weit, weit entfernt davon, auf Höhe von Seiersberg – und dass Seiersberg weder in noch Graz ist, sondern quasi sein Gegenteil, das: weiß doch nun wirklich jedes Kind. Den „wahren Hafen von Graz“ in Seiersberg zu verorten ist genauso blödsinnig, als behauptete man, dort stünde „der wahre Grazer Uhrturm“.
Nein, nein. Wenn Sie die Halle betreten haben, dann befinden Sie sich wirklich, was auch immer man Ihnen weismachen will, nirgendwo anders als am Hafen, am richtigen, wahren Hafen von Graz … Wie Sie nun aber an eine Fahrkarte gelangen, um von hier wieder wegzukommen, ist eine andere Frage.
(Aus: Graz. Mit Schriftstellerinnen und Schriftstellern an besondere Orte der Stadt. Herausgegeben von Klaus Kastberger unter Mitarbeit von Elisabeth Loibner anlässlich des 15. Geburtstags des Grazer Literaturhauses. Graz: Edition Kleine Zeitung 2018)
* Weitere meiner Texte über „besondere Orte in Graz“ (ab 2010):
Mein Uhrturm
Als das Wünschen noch geholfen hat
So regen wir die Ruder …
Zeit aus den Fugen
Sodom und Gomorra
Der letzte Dichter
7 Grazer Glücksversprechen
„Geh ´nause!“
usw.
30 Jahre ORF-Hör- und Seebühne
7 Grazer Glücksversprechen II
Noch einmal mein Text aus dem von Luise Kloos 2012 bei edition keiper herausgegebene “Citybook” Graz (mit schönen Beiträgen von Werner Schandor, Andrea Stift u. a.) – von Schauspieler Rudi Widerhofer sehr, sehr gut vorgelesen (Beginn der Lesung ca. 2:50, Text darunter):
(Video vom arrivierten Jungregisseur Edwin Rainer alias voiceinspiration – besten Dank)
7 Grazer Glücksversprechen
1
Schließ die Augen. Stolpere so bis zum Hochhaus am Lendplatz (dem mit der Uhr drauf), fahr
mit dem Lift bis ganz hinauf, zur Waschküche, taste dich an ein Fenster … Öffne die Augen.
2
Warte auf den heißesten Tag des Jahres. Wandere dann, auf dem größtmöglichen Umweg,
zum Landhaushof, setz dich unter die Arkaden. Die Bänke dort liegen seit 1505 im Schatten.
3
Geh die Keplerstraße auf und ab (oder die Kärntner Straße oder die Conrad-von-Hötzendorf-
Straße oder die Triester Straße oder die Grabenstraße …) – so lange, bis es zu regnen beginnt.
4
Leg dich unter den Hummelbaum – Yggradsilkrone aus summenden Blüten – im Innenhof der
Universität. Leg den Wittgenstein weg, die Zigaretten weg. Beginn die Hummeln zu zählen.
5
Lauf am linken (oder rechten) Murufer entlang nach Norden (oder Süden). Lauf unter der
letzten Brücke durch. Lauf, bis der Weg endet, die Welt endet, der Wald beginnt. Lauf weiter.
6
Lern Fahrradfahren im Volksgarten. Versuch es immer wieder – bis deine Zähne nicht mehr
den Boden berühren. Versuch das dann mit den Knien. Mit den Füßen. Dann: mit den Reifen.
7
Mach dir Freunde in Andritz. Tauch unter in ihrem Swimmingpool. Werde ein erstes gelbes
Blatt, ein Katzenhaar, ein Pingpongball. Treib so (so langsam es nur geht) aufs Meer hinaus.
7 Grazer Glücksversprechen
Letzte Woche wurde in der Grazer designHalle das von Luise Kloos (s. u.) bei edition keiper herausgegebene „Citybook“ Graz präsentiert (mit schönen Texten von Werner Schandor, Andrea Stift u. a.) – ich durfte freundlicherweise eine Art Vorwort beisteuern, das Schauspieler Rudi Widerhofer sehr gut vorgelesen hat (Beginn der Lesung ca. 2:50):
(Video vom arrivierten Jungregisseur Edwin Rainer alias voiceinspiration – besten Dank!)
7 Grazer Glücksversprechen
1
Schließ die Augen. Stolpere so bis zum Hochhaus am Lendplatz (dem mit der Uhr drauf), fahr
mit dem Lift bis ganz hinauf, zur Waschküche, taste dich an ein Fenster … Öffne die Augen.
2
Warte auf den heißesten Tag des Jahres. Wandere dann, auf dem größtmöglichen Umweg,
zum Landhaushof, setz dich unter die Arkaden. Die Bänke dort liegen seit 1505 im Schatten.
3
Geh die Keplerstraße auf und ab (oder die Kärntner Straße oder die Conrad-von-Hötzendorf-
Straße oder die Triester Straße oder die Grabenstraße …) – so lange, bis es zu regnen beginnt.
4
Leg dich unter den Hummelbaum – Yggradsilkrone aus summenden Blüten – im Innenhof der
Universität. Leg den Wittgenstein weg, die Zigaretten weg. Beginn die Hummeln zu zählen.
5
Lauf am linken (oder rechten) Murufer entlang nach Norden (oder Süden). Lauf unter der
letzten Brücke durch. Lauf, bis der Weg endet, die Welt endet, der Wald beginnt. Lauf weiter.
6
Lern Fahrradfahren im Volksgarten. Versuch es immer wieder – bis deine Zähne nicht mehr
den Boden berühren. Versuch das dann mit den Knien. Mit den Füßen. Dann: mit den Reifen.
7
Mach dir Freunde in Andritz. Tauch unter in ihrem Swimmingpool. Werde ein erstes gelbes
Blatt, ein Katzenhaar, ein Pingpongball. Treib so (so langsam es nur geht) aufs Meer hinaus.
Sodom und Gomorra
Gestern in G7, der Sonntagsbeilage der Kleinen Zeitung in Graz:
SODOM UND GOMORRA
Die einzige WG, in der ich jemals gewohnt habe, war eine Utopie. Wobei der Ausdruck „Utopie“, also „Nicht-Ort“, irreführend ist. Schließlich gab es den Ort, die leerstehende Wohnung meiner Großeltern im Lendplatz-Hochhaus, ja tatsächlich – nur lebte darin eben nicht (NOCH nicht, wie ich damals dachte) jene Wohngemeinschaft, die die Welt verbessert hätte: mein Freund Tom Tom und ich.
Wir waren siebzehn Jahre alt. Morgen für Morgen schleppten wir uns zur Schule, um dort über imaginären Zahlen, toten Sprachen und anderen Scheinproblemen zu brüten. Das Leben war anderswo. Im Café Cäsaro etwa, wo wir in langen, von süßem Cider und starkem Tobak befeuerten Dialogen das Wesen des Glücks definierten – jenes WG-Glücks, das uns, wie wir hofften, schon bald („nach der Matura!“) erwarten würde.
Ich will hier nicht auf die Details unserer Vision eingehen – erstens sind es zu viele, zweitens kommt es darauf nicht an. Sagen wir einfach so: Wie alle (positiven) Utopisten seit Platon schafften auch wir jene Dinge ab, die uns auf die Nerven gingen, und erhoben die zum Gesetz, die Spaß machten, aber verboten waren. Freilich: Gegen das, was Tom Tom und mir vorschwebte, stank der platonische Ideal-Staat ab wie eine von da Vincis Flugmaschinen gegen Keith Richards´ Party-Jet.
Es versteht sich von selbst, dass die Verwirklichung unseres WG-topias letztlich verhindert wurde. Für eine so gute Idee wie diese wird die Welt (die immer eine von Eltern regierte sein wird) nie bereit sein. Was uns jedoch niemand nehmen konnte, war das Wissen, dass unser Traum in jenen Momenten, da wir ihn GEMEINSAM geträumt hatten, ohnehin bereits wahr geworden war …
Als wir uns (heimlich) den Schlüssel nachmachen ließen, z.B.: erst die Angst, von Mister Minit als Einbrecher entlarvt zu werden – dann: unsere diebische Freude … Oder, kurz darauf, die erste (inoffizielle) Wohnungsbesichtigung: Wir schlichen durch die Zimmer, flüsterten, machten nicht einmal Licht an – niemand war jemals so frei … Und natürlich – ein Jahr vor dem avisierten Bezugstermin (wann sonst?) – der Kauf des WG-Haustiers.
Ein Wellensittich sollte es sein – weil jemand erzählt hatte, dass er den seinen darauf dressiert habe, ihm Zigaretten zu bringen. Und da jemand anderes meinte, allein zu wohnen sei auch für ein Vogerl kein Glück, kauften wir – um unser ganzes Geld – zwei: ein quirliges, gelb-grün gezeichnetes Männchen und ein Albino-Weibchen, groß und stark. Es war Tom Tom, der ihnen ihre Namen gab – die coolsten Namen, zweifellos, die Wellensittiche jemals getragen haben (s. Titel).
Schon bald werden sie am Himmel unserer Künstler-WG fliegen, jeder eine Zigarette im Schnabel: eine für dich, eine für mich… Schon bald wirst du mein WG-Bruder sein, werden wir im gelobten Lend logieren, wird uns ganz Graz, diese verkappte Paradise City, where the grass is green and the girls are pretty, zu Füßen liegen …
Bis dahin aber bleiben die zwei Vögel noch bei den Eltern wohnen (meinen), zwitschern ein bisschen, fressen, dösen – und nur wenn sie, im Spiel, die Flügel öffnen, kommt Leben in ihren goldenen Käfig.
Für Thomas Mossböck (1977 – 2011)
leave a comment