Andreas Unterweger

„Kaffee“ (Diogenes 2022)

Posted in Grungy Nuts, Koffeinismus by andreasundschnurrendemia on 30. Oktober 2022

Meine Erzählung „Koffeinismus“ findet sich in der Anthologie „Kaffee. Geschichten zum Wachwerden“, die von Margaux de Weck und Elke Ritzymayr herausgegeben wurde und die der Diogenes Verlag just am österreichischen Nationalfeiertag veröffentlichte.

Manche kennen den Text vielleicht aus meinem Erzählband „Grungy Nuts“ (Droschl 2018), vom Literaturpreis Wartholz 2017, von der Lesung Daniel Doujenis‘ auf Ö1 „Radiogeschichten“ oder vom Hotlist Blogdort gibt es den Anfang übrigens weiterhin, mit einem erfrischenden Begleitschreiben Senta Wagners, zu lesen.

Die meisten Klassiker zum Thema finden sich im Inhaltsverzeichnis, dazu zahlreiche erfreuliche Überraschungen. Jedenfalls viele tolle Kolleginnen und Kollegen , und erstaunlich viele davon leben auch noch, trotz des Kaffees!

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Um Kaffee geht’s bei mir, u.a., auch hier:

Podcast mit Katja Gasser

Caféinismus auf Instragram

Americano in Washington

„Wie im Siebenten“

Usw. usf.

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P.S. À propos: Demnächst findet die 2. Kaffeehausliteratur-Stipendium-Lesung auf der Murinsel Graz statt:

Das Kaffeehausliteratur-Stipendium wurde von der manuskripte-Redaktion für die Murinsel Graz entwickelt.

Literaare Thun

Posted in Grungy Nuts, manuskripte, Tingeltangel-Tour by andreasundschnurrendemia on 23. Mai 2022

Am 21.05. war ich mit „Grungy Nuts“ (Droschl 2018) und ein paar manuskripten zu Gast beim Literaturfestival Literaare in Thun (Schweiz).

(c) Tabea Steiner

Unter dem Titel „Geschichten aus dem Nachbarland“ repräsentierten Laura Freudenthaler, Sarah Kuratle, Kaśka Bryla und ich „die junge österreichische Literatur“. Vor der Lesung stieß auch Lauras und mein Droschl-Verlagskollege und Freund, Leipziger Buchpreis-Gewinner Tomer Gardi zu uns!

Um 21 Uhr durfte ich mich dann wieder einmal in der Doppelrolle als Moderator und Lesender, als manuskripte-Herausgeber und Autor üben.

(c) Österreichisches Kulturforum Bern

Im Zuge der Anmoderation bekam Laura Freudenthaler auch den manuskripte-Preis des Landes Steiermark 2021 überreicht, dessen Verleihung sie unlängst krankheitsbedingt verpasst hatte:

(c) Tabea Steiner

Meine Jurybegründung für Laura:

Laura Freudenthalers Prosa verzaubert durch Geradlinigkeit. Die Sätze, aus denen sie ihre faszinierend vielschichtigen Gefühls- und Bildwelten baut, kommen ganz ohne Showeffekte aus – gerät man aber erst einmal in ihren Sog, sieht man die Dinge (auch außerhalb der Buchdeckel!) mit anderen Augen.

Präzise Beobachtungen, ebenso formuliert, generieren eine zweite Wirklichkeit, die geradezu magisch aufgeladen ist mit hyperrealistischer Intensität. Freudenthalers Romane und Prosastücke, von ihr gerne schlicht als „Geschichten“ bezeichnet, rufen in Erinnerung, was Erzählen (bzw. erzählt zu bekommen) im Grunde darstellt: einen bewusstseinserweiternden Akt.

Die 1984 in Salzburg geborene Autorin gilt als eine der größten Hoffnungen der deutschsprachigen Belletristik. Die Literaturzeitschrift manuskripte ist seit 1960 ein fruchtbarer Nährboden solcher Hoffnungen. Laura Freudenthaler veröffentlicht seit 2010 regelmäßig in der Grazer Literaturzeitschriftund ist der Steiermark auch durch ihren Grazer Verlag Droschl verbunden.

(c) Tabea Steiner

In der abschließenden Diskussion versuchten wir so etwas wie eine Reflexion der Zuschreibung „junge österreichische Literatur“, unter der wir angekündigt worden waren.
„Jung“ war rasch widerlegt, „österreichisch“ langsamer. Es gibt zwar Gemeinsamkeiten – von den Wohnorten über dialektale Einflüsse bis zum Kanon bzw. den Lektüreerfahrungen („sprachkritische“ Literatur à la Handke, Jelinek, Bernhard) -, aber auch immer Ausnahmen oder Unbehagen, und so konnten wir uns am Ende quasi darauf einigen, dass wir weder jung noch österreichisch sind.

Nichtsdestotrotz wurden wir während Lesung und Gespräch von einheimischen Kunststudierenden porträtiert:

Herzlichen Dank an Tabea Steiner für die Einladung, die perfekte Organisation und die Fotos!
Der Reiz eines solchen Festivals misst sich für uns Teilnehmende immer auch an der Fülle und Güte der Begegnungen mit anderen Kunstschaffenden, und davon hatte Literaare jede Menge zu bieten!

(c) Tabea Steiner

Besten Dank für die Unterstützung des Abends auch an das österreichische Kulturforum in Bern, dessen stellvertretende Direktorin, MMag. Christiane Zaunmair, den Abend einleitete:

Schöne Reise, schöne Schweiz, schönes T(h)un!

„Musik war etwas, das nur Tote machten“ (Wiener digitale Revue über „Grungy Nuts“)

Posted in Grungy Nuts by andreasundschnurrendemia on 19. Dezember 2021

Bei aller berechtigten (Post-)Melancholie: das ist ein schönes Vorweihnachtsgeschenk!
In der „Wiener digitalen Revue. Zeitschrift für Germanistik und Gegenwart“ (Uni Wien) erschien jüngst ein germanistischer Aufsatz über mein Buch „Grungy Nuts“ (Droschl 2018).
In „Musik war etwas, das nur Tote machten“ analysiert der Grazer Literaturwissenschaftler und Autor Gerald Lind „Pop/Musik/Kultur in der jüngeren Grazer Literatur anhand ausgewählter Texte von Andreas Unterweger, Stefan Schmitzer und Valerie Fritsch“. („Grungy Nuts“ steht dabei in der ehrenwerten Gesellschaft der Bücher „okzident express. falsch erinnerte Lieder“ [Droschl 2019] und „Winters Garten“ [Suhrkamp 2015].)
Spoiler: Alles, was Gerald Lind über mein Buch behauptet, ist richtig.

Kleine Textprobe:

„Dieser (gefühlte) Endpunkt spiegelt sich bei Unterweger auf paradigmatische Weise darin, dass neben den tatsächlich toten Rockstars wie John Lennon, Jim Morrison und Cobain auch die noch lebenden Bob Dylan, Paul McCartney, Keith Richards und sogar der deutlich jüngere Axl Rose als untot wahrgenommen werden: „Jedenfalls: Damals, als wir 17 waren, hörten wir, wann immer wir Musik hörten – und das taten wir oft, sehr oft, ja fast immer! – die Musik von Toten. Die Toten waren es, die musizierten; Musik war etwas, das nur Tote machten.“ (Unterweger 2018: 92)9
Das Erstarren in und vor der Pop- und Rockgeschichte, zusammengefasst in dem von Hans formulierten (und wie ein dekontextualisiertes Echo von Adornos ambivalent rezipiertem Satz zur Unmöglichkeit der Gedichtproduktion nach Auschwitz wirkenden) Diktum „,nach Nirvana‘ sei ,kein Song mehr möglich‘“ (ebd.: 95), bedingt eine Krise pop/rockmusikalischen Schaffens, der, wenn überhaupt, künstlerisch nur noch auf einer Metaebene begegnet werden kann.“

Und hier geht es zum ganzen, höchst lesenswerten Text!
Wirklich eine Wohltat neben so mancher der immer kürzer werdenden Rezensionen mit ihren Sterne-Bewertungen.
Vielen herzlichen Dank, lieber Gerald Lind!

Auch wenn es so aussieht: „Grungy Nuts“ steht nicht zwischen Gerald Lind (l.) und mir (r.).


Und mit der geschätzten Kollegin Cordula Simon, die 2016 im Literaturhaus Graz zwischen uns saß, verhält es sich ebenso.
Originalfoto auf http://gerald-lind.at/

„Chimären“ – Lesung im Alten Kino Leibnitz

Posted in Das gelbe Buch, Grungy Nuts, ratlos, Tingeltangel-Tour, Wie im Siebenten by andreasundschnurrendemia on 26. Januar 2020

25.01.2020, 17 Uhr: Ganz Leibnitz ist eine verschneite Idylle …

Ganz Leibnitz? Nein! Im Alten Kino …

… geht die Kunst-Post ab! Nicht nur, dass dort die Bildkompositionen Edgar Tezaks ungebrochen vor sich hin beeindrucken …

… an diesem Nachmittag stellten sich auch noch meine Bücher mit ihrem Autor und seiner Gitarre ein.

Wie angekündigt, interagierte meine Lesung mit den Bildern der Ausstellung. Titel der Veranstaltung: „Chimären“.

Damit waren sowohl die Mischwesen zwischen Tier und Mensch auf Tezaks Bildern als auch Schillers Schimären gemeint: „Was hält euch auf? Schimären! Hirngespinste!“

Mich hielt nichts auf, im Gegenteil, fast chimärenmäßig beflügelt vom hochaufmerksamen Qualitätspublikum las ich aus „Wie im Siebenten“, „Das gelbe Buch“ und „Grungy Nuts“ und spielte die Songs „Hotel Suputnyk“ und „Herbst ohne dich“. Tezaks Mischwesen bekamen somit Gesellschaft von Hasen-, Waschbär-, Biber-, Kuckuck-, Wildschwein-, Satelliten- und gleich mehreren Vogelmenschen sowie 17 verschiedenen Meerjungfrauen.

Vielen Dank für die wahrlich „bildgewaltige“ Kulisse und die interessanten Gespräche über Künstlercafés, New York, Apfelstrudel u.v.a.m., lieber Edgar Tezak (u.l.)!

 

Vielen Dank für die Einladung, lieber Klaus Dieter Hartl (u.r.)!

 

Edgar Tezaks Ausstellung „Wir kommen, wir sind, wir gehen“ ist noch bis 9.2. zu sehen. Das weitere Programm:

Unterstützt von: Galerie Marenzi und Leibnitz Kult.

Fotos mit mir darauf hat mein Vater Sepp Unterweger gemacht – danke!

Literarischer Abend in der Apotheke Krems in Voitsberg

Posted in Das gelbe Buch, Grungy Nuts, Koffeinismus, Tingeltangel-Tour by andreasundschnurrendemia on 21. Dezember 2019

Nachtrag zum Termin:
12.12.2019, 19 Uhr, Andreas Unterweger liest das Beste aus seinen Büchern. Apotheke Krems, Grazer Vorstadt 152, 8570 Voitsberg.

Nach Krems kam gleich die Apotheke Krems – und zwar in der Grazer Vorstadt – in Voitsberg!

Die Vorberichterstattung war großartigerweise opulent …

… das spektakuläre Buffet samt Buchtelplatten und eigens kreiertem Drink („Der Apotheker“) startklar …

(c) Kremser Apotheke

… nur einer fehlte … Wer? Der, der andauernd fröhlich über die Adresse gewitzelt hatte  …

Wer hätte auch ahnen können, dass es sich um eine Art Bermuda-Dreieck handelte?

Und so verirrte ich mich irgendwo zwischen Krems, Graz und Voitsberg dermaßen, dass die Lesung leider mit 20 Minuten Verspätung starten musste …

Ich danke den vielen Gästen, die ausgeharrt haben …

(c) Der Weststeirer

… darunter der Voitsberger Bürgermeister Bernd Osprian und die Gastgeberin, Mag. Alexandra Fuchsbichler:

(c) Der Weststeirer

Ich las aus „Das gelbe Buch“ …

(c) Der Weststeirer

… und „Grungy Nuts„. Anschließend gab es Buchteln, Palatschinken-Brötchen und  Apotheker-Drinks – so viel Spaß hatte ich in einer Apotheke noch nie!

Herzlichen Dank für die Einladung, liebe Alexandra Fuchsbichler, danke für die Vermittlung, lieber Droschl-Verlag!

(c) Der Weststeirer

Lecture Anglistik Graz

Posted in Grungy Nuts, Tingeltangel-Tour, Wie im Siebenten by andreasundschnurrendemia on 30. April 2019

Nachtrag zum Termin:
06.05.2019, 19 Uhr, Andreas Unterweger spricht auf der Anglistik der Karl-Franzens-Universität zum Themenkreis: „Übersetzen. Schreiben. Leben“. GEWI-Sitzungszimmer, Universitätsplatz 3, Hauptgebäude, EG, Karl-Franzens-Universität Graz.

Wie auf dem sehr schönen Plakat von Caterina Hauser angekündigt, trat ich bei meinem Gastvortrag auf der Grazer Anglistik gleich doppelt auf …

Als Schriftsteller …

(c) Caterina Hauser

… und als Übersetzer:

(c) Caterina Hauser

Im gediegenen Ambiente des Gewi-Sitzungszimmers (von dessen Existenz gleich hinter der Germanistik-Bibliothek ich trotz der Jahrzehnte, die ich auf der dort studiert habe, nichts geahnt habe) …

… berichtete ich, nach der viel zu freundlichen Einführungen von Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr.phil. Margit Reitbauer und Mag. M.E.S. Dr.phil. Johannes Wally …

(c) Margit Reitbauer

… und vor den ausgeschlafenen Augen der sehr aufmerksamen und exzellent vorbereiteten Studierendenschar …

(c) Margit Reitbauer

… erst über meine Erfahrungen mit dem Schreiben (Antworten auf die beiden ewigen Post-Lesungsfragen: 1. Wie bin ich „zum Schreiben gekommen“? 2. Kann man davon leben? Mit Kurzlesungen aus „Wie im Siebenten“ und „Grungy Nuts“) …

(c) Caterina Hauser

… dann über jene mit dem Übersetzen.

(c) Caterina Hauser

Dabei sprach ich auch über jenes „Übersetzungs“-Verfahren, bei dem ich zwar, bis auf die Silbe genau, die Form des Primärtextes einhalte, dafür aber den Inhalt verändere. Dies gilt etwa für das Hofmannsthal-Cover „Zwei Briefe“ (manuskripte 200) oder für die Songs Norb Payrs, die ich auf Deutsch neu getextet habe (EP „Tankstellenmorgen“):

(c) Caterina Hauser

Danach ging es ums Übersetztwerden – die Studierenden Johannes Wallys hatten ja dankenswerter auch sehr gute Übersetzungen (ins Englische) einiger meiner Texte vorgenommen. Da ich teilweise bewusst „Unübersetzbares“ und auch manche schon übersetzte Texte ausgewählt hatte, gab es reichlich Stoff für die abschließende Diskussion.

(c) Caterina Hauser

Fazit: Auf der Grazer Anglistik würde ich auch selbst gerne wieder zum Studenten werden!

(c) Margit Reitbauer

Ich danke Johannes Wally für die Einladung und seine Mühe mit Organisation und Übersetzungen, Studiendekanin Margit Reitbauer für die nette Betreuung und Caterina Hauser für das gelungene Plakat! Dank an due beiden Damen auch für die sehr schönen Fotos!

 

„Grungy Nuts“-Premieren-Video

Posted in Cobainologie, Grungy Nuts by andreasundschnurrendemia on 30. März 2019

2. Nachtrag zum Termin:
16.08.2018, 20:00: Andreas Unterweger liest aus „Grungy Nuts“ (Droschl 2018). Außerdem liest: Manfred Rumpl. Musik von Maja Jaku & Band. ORF-Hör- und Seebühne, Graz.

Wer letzten Sommer die erste Lesung aus „Grungy Nuts“ verpasst hat, kann die Buchpremiere jetzt in Form dieses gewohnt hochprofessionellen Videomitschnitts von Edwin Rainer alias Voiceinspiration nacherleben:

– 01:45 Launige Anmoderation von Günter Encic.
– 05:43 Interview, geführt von Günter Encic. Ich erkläre den Grunge und die Nuts.
– 20:28 GAK-Lob und Sturm-Witze, gefolgt von Lesung aus „Koffeinismus“, Kapitel 1-9. Die restlichen Kapitel, 10-17, sind bitte dem Buch zu entnehmen.

Vielen herzlichen Dank, lieber Edwin Rainer!

 

 

„(Wahn)witzige Sprachgebilde“ (Medienimpulse über „Grungy Nuts“)

Posted in Grungy Nuts by andreasundschnurrendemia on 24. März 2019

Ich freue mich sehr über Johanna Lenharts Rezension zu „Grungy Nuts“ für das Magazin „Medienimpulse“!

Die Rezensentin hat mein Buch außergewöhnlich genau gelesen und glücklicherweise günstige Schlüsse aus ihrer Lektüre gezogen …

Hier einer meiner Lieblingsabsätze:

„Gespickt mit Anspielungen auf alles Mögliche, die aber stets mit Humor und einer Begabung für absurde Kombinationen versehen sind, entsteht ein Karaoke-Chor aus verschiedensten Stimmen (Balzac, Celan, Coldplay*, Nirvana – sehr viel Nirvana, wie es sich für 17-jährige des letzten Jahrtausends gehört –, um nur einige wenige zu nennen), die sich immer wieder verselbständigen und ausscheren, sodass auch hier oft witzig-absurde Verbindungen entstehen, wie etwa die Rilke/Wolfang Petry Collage am Ende von „Diving Deep“: „Wer also, als Koffer schrie, hörte ihn denn: ‚Wahnsinn, warum schickst du mich in die Hölle?‘? ‚Hölle Hölle Hölle’, echote jene blonde, seltsam vertraute Frau.““

Die ganze Besprechung ist hier online nachzulesen!

Herzlichen Dank, liebe Johanna Lenhart, lieber Thomas Ballhausen aus der medienimpulse-Redaktion!

* Coldplay habe ich nicht bewusst eingebaut. Das muss aber nicht heißen, dass es nicht irgendwo doch eine Anspielung darauf gibt. Im Gegenteil, womöglich!

Lesefest 2019: Kinga Tóth über „Grungy Nuts“

Posted in Grungy Nuts, Tingeltangel-Tour by andreasundschnurrendemia on 16. März 2019

Nachtrag zum Termin:
09.03.2019, Lesefest 2019, ca. 17:20, Andreas Unterweger liest aus „Grungy Nuts“ (Droschl 2018). Einführung von Kinga Tóth. Kulturzentrum bei den Minoriten, 8020 Graz.

(c) Barbara Belic

Unmittelbar vor Max Höflers sprunghafter Performance und zwei Slots, bevor ich Angelika Reitzer vorstellen durfte, hatte ich, wie angekündigt …

… die Freude, Kinga Tóths Ausführungen zu meinem Buch „Grungy Nuts“ lauschen zu dürfen.

Zu meinem Glück hatte sich schon ein paar Tage zuvor im Café König herausgestellt, dass Kinga trotz ihrer Jugend die Grunge-Ära am eigenen Leib miterlebt hatte und damit mit den im Buch entworfenen Welten vertrauter war als wohl die meisten anderen RezensentInnen davor.
Kein Wunder, dass sich unsere Arbeiten ähnlicher sind, als man auf den ersten Blick vermuten möchte.

Und vielleicht lag es auch daran, dass ich bei dieser Lesung aus „Grungy Nuts“, der womöglich letzten aus dem Buch, das erste Mal den Eindruck hatte, tatsächlich das so genannte Zielpublikum zu erreichen. Darauf ließen jedenfalls die Unterhaltungen schließen, die sich danach ergaben – mit Leuten, die in den 90ern in Graz jung gewesen waren, Leute, denen man nicht nur nicht erklären muss, was „Grunge“ bedeutet, sondern denen auch Namen wie Musichouse, Q, Black Box usw. ein Begriff sind und denen man solche Widmungen in die Bücher schreiben kann: „Viel Freude in den Kellern von damals!“

Herzlichen Dank, liebe Kinga, für den gelungenen Einführungstext voller wunderbarer Zitate (etwa die Motivkette: „MaschinenMinnesänger“, „DJ des Grunge“, „Grungefuge“, „Fugenmühle“ und „nach Grungy Nuts spalten wir uns zu Bohnenpulver und werden neu konstruiert“!), danke, dass ich ihn hier publizieren darf!

 

Kinga Tóth:

Willkommen auf Dimension D7

Straight as an arrow//Defect defect//Not straight, not so straight//
Reject reject//Towards anti-social ///Standing on the stairs//Cold, cold morning//Ghostly image of fear
Mayday mayday//Gonna leave this region//They’ll take me with them///Dimension seven

singt Kurt Cobain, Frontman der legendären Band „Nirvana”, der unsichtbare aber immer spürbare Geist des neuen Buches von A.U. Sieben ist auch in Ungarn eine magische Zahl: durch sieben Felder fahren die Söhne, die auf Abenteuer gehen, sieben Felder lang dauert eine Hochzeitfeier, sieben Meilen groß ist der Stiefel, womit man eben überallhin fliegen kann, auch zu Dimension Sieben, und sieben Phasen durchlaufen auch die MaschinenMinnesänger von Andreas Unterweger, bis sie endlich bei D7 im Untergang18 landen und eine Band gründen – oder eher nicht.

Fehlhören hilft bei dem Titel und bei dem Bandnamen: Müsligedichte – crunchy Nuts hätte nicht so cool geklungen, also lieber Grungy Nuts, und wir gehen auch garantiert Nuts nach dem Dadawahnsinn mit Haushaltsobjekten, mit Kurt Schwitters in dem WG-BadezimmerProberaumLebensraumKummerparadise, aber dieses „going Nuts“ ist, was wir am meisten brauchen, um endlich wieder etwas spüren zu können, also schließen wir die Augen und lass uns wieder Sweet 16 – ups 17 sein, in düsteren Räumen philosophieren, und uns mit grotesken Sprachspielen öffnen und wieder verbergen – lass uns wieder back to Konjunktiv 2 Plusquamperfekt—„was hätte sein können“ und the ultimate MAYDAYMAYDAY wieder fühlen

(ok-sind die Augen offen?, dann losgeht’s: )

„Es war keinmal, es war-ist nichts passiert, doch hatte dieses Nichts schon einen Klang oder mehrere, AU baut die Grungefuge auf: mit wiederkehrenden Sätzen, Polizeisirenen, Meereshexe mit Wellenhaar… während bei uns unsere OstblockVäter noch „Perlenhaargirl“ von Omega sangen – mit the Winds of change of course, haben die Babies damit nicht aufgehört im Schwimmbecken mit Geld und Pistole rundherum zu schwimmen, eingewogen von den Meerjungfrauen, jetzt hören wir schon das Unterwasserlullaby: come as you are, as you were als und wie du 17 warst, a good friend oder a memory, wie war es, wie wir uns alle daran nicht mehr erinnern.

Zuerst nehmen wir die Kaffeeoverdose ein (filter- löffelchen- schwarzer Liebeskummer in der Kaffeekanne) und gucken unsere Lebensgeschichte in der Tasse an – A.U. sieht die Zukunft wie die alten Wahrsagerinnen: wer wird deine Geliebte sein? –we dive now deeper und jetzt marmeln wir weiter über gebrochene Herzen, die Räder rattern weiter im Schriftstellerhirn und im Erzählertraum rollt „the wheel of fortune“ aber da ist Ace of Base, sowas steht auf A.U.-s Setlist eigentlich nicht, (er sitzt im Zentral (im Geheimnis!) und da ist er Dj of Grunge, vielleicht mag er es im Geheimnen auch da zu sitzen- es gibt nämlich nur eine Brücke zw. Zentral und König, aber das ist schon eine andere Playlist!)

Im Orgelakkumulator sitzen wir neben Andreas und dem Kurt, der sich ständig austauscht, zuerst ist er eine Kaffeemühle dann Koffernautilus, wo Meerjungfrauen schwimmen: Sulamits Haare, die goldene Margarethe kreisen rundherum, während die Engel hoch Schwammrollen essen gehen, läuft der Sirenengesang weiter, Side A-Side B, in dieser WGKasette mit Multipersonas sinken alle langsam: u1 u2 u3 u18 In dem Lift nach unten walzt eine Meerjungfrau allein mit einer Messer, was Aschensulamimt zuguckt und dann wenn sie fertig sind, kämmen die beide sich die Haare..

„gluck glack glückglock kling klong klenglongen“- Die Fugenmühle mahlt weiter mit Niveacremetiegel, Tischmistkübel, Zahnputzbecher, Handstaubsauger, Porzellanmesserbänkchen- weiß wie naked bones – Ttischfussballtisch, wackelnden Begräbniskoffern singender Schwester am Ufer, Skelettsound, Wasserpfeife, Chips, Flaschen – in den Flaschenhals gesprochenen Gedanken – kreisen wir immer tiefer „dig down and find piece“ -oder Noise oder Stimme, dive immer mehr down, wo die Zeilen zu Bitumen mutieren, wo die p-s (fonds) sich ändern, wo Black hole sun die Schrift beleuchtet

„etwas zermalmte mich – steht auf Seite 11. und es stimmt, nach Grungy Nuts spalten wir uns zu Bohnenpulver und werden neu konstruiert, in die Milchstrasse geschmolzen, „standing on the stairs“ mit neuem Geschmack, Neuresonanz schweben wir in Dimension 7. Schließen Sie die Sicherheitsgurte, wir landen gleich in Endstation MAYDAY

(c) Barbara Belic

Vielen Dank, liebe Birgit Pölzl und Kathrin Kapeundl vom Kulturzentrum bei den Minoriten, für dieses wiederum sehr gelungene Lesefest!

„Du kannst nicht immer 17 sein“ (APA über „Grungy Nuts“)

Posted in Grungy Nuts by andreasundschnurrendemia on 1. Februar 2019

Wer die sehr positive, ausführliche und intensiv recherchierte Rezension zu „Grungy Nuts„, die Angelika Grabher-Hollenstein für die APA verfasst hat, zur Gänze nachlesen will, kann dies nun in der Tiroler Tageszeitung tun …

Drei meiner Lieblingszitate aus der Besprechung:

„Unterweger (…) beschreibt als einfallsreicher Sprachhandwerker die Abenteuer der 17-Jährigen der 1990er-Jahre.“

oder

„Unterweger hat ein witziges, sprachverliebtes Buch vorgelegt, das Über-17-Jährige in vergangene Zeiten zurückkatapultiert.“

oder

„Das Buch ist ein wildes, poetisches Puzzle, so rätselhaft wie Nirvana-Songtexte, bei dem der Leser viele Teile selbst beisteuern muss. Denn am Ende heißt es: „Erst jetzt bemerken Sie, dass Sie wieder (noch immer?) 17 sind (wie ich). Gleichzeitig haben Sie aber (wie ich!) nicht aufgehört, mehr als doppelt so alt zu sein.“ Und tatsächlich: Am Schluss scheint sich alles zu einem Ganzen zu fügen.“

Vielen Dank, Angelika Grabher-Hollenstein!