Andreas Unterweger

Netzwerk : Poesie 2018 (Unabh. Literaturhaus NÖ)

Posted in gedichte, Tingeltangel-Tour by andreasundschnurrendemia on 8. Dezember 2018

Nachtrag zum Termin:

Eine herrliche Veranstaltung – am besten daran war, dass sie gleich zweimal stattfand!

Eingeladen und hervorragend betreut von den Dichtern/Organisatoren Christoph W. Bauer, Michael Stiller und Sylvia Treudl trafen sich die acht oben abgebildeten LyrikerInnen im Mai …

… im schönen Krems. Jede/r brachte sieben Gedichte mit, die an die anderen verteilt wurden (eines für jeden). So erhielt jede/r sieben Gedichte, auf die er über den Sommer lyrisch reagierte.
Im Dezember sahen wir uns und Krems wieder …

… und lasen die Gedichte bei der Präsentation einer Anthologie, die aus den gesammelten Vorlagen und Reaktionen entstanden ist.

Hatte es im Mai eine Privatlesung gegeben, bei der nur wir Dichter und die Organisatoren anwesend waren …

(Fotos mit mir drauf: (c) Elke Laznia)

… folgte nun der offizielle Teil der Veranstaltung:

Dazwischen lag die Arbeit des Sommers, in meinem Fall eine Woche im Juli und zwei Wochen im August, während derer ich mich in jeder urlaubsfreien Minute mit den Gedichten der KollegInnen auseinandersetzte.
Nach einem ersten Experiment mit loser, auf freien Assoziationen basierender Inspiration („Unterwerfung“ als Reaktion auf Helwig Brunners „verwerfung“) schwenkte ich auf ein bewährtes Verfahren um, dessen Resultate ich „Covers“ nenne und das ich bereits an Gedichten etwa Hugo von Hofmannsthals erprobt hatte: Ich übersetzte die Texte, Wort für Wort (so gut das eben geht), in ihr Gegenteil. Oder etwas anderes ganz Anderes. Kurz: Es war eine wunderbare Arbeit!

Als Beispiel für ein solches Doppelgedicht mag das erste aus der Reihe dienen, Birgit Müller-Wielands Gedicht „Es ist immer wieder ein Fest“ und meine Reaktion darauf: „Es ist immer wieder ein Rausch“ (Auswahlkriterium: die Vorlage ist bereits online, und zwar hier …):

Auf ähnliche, vielleicht weniger durchschaubare Weise verwandelte sich Simone Lappert frostiges „1992“ bei mir in ein van Gogh-gelb flammendes „1888“, wurde aus Carolin Callies´ Gedicht „neues blumenbuch“ bei mir eines namens „Alte Haut (Blues)“, orientierte sich meine Reaktion auf Kathy Zarnegins „Zärtlich unverständlich“ nicht an der venezianischen Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari, sondern am Pionier-Denkmal am Ufer des Donner Lake, Kalifornien, und bildete Nico Bleutges Gedicht „aber dieses knopfloch …“, das u. a. Motive aus „Berlin, Alexanderplatz“ aufgreift, die Basis für eine Meditation über Teddybären im Zeitalter ihrer Massenproduktion. Aus der Gegenüberstellung von Elke Laznias Prosagedicht „Greifbares ist Sand ist Angst“ mit meiner Antwort „Ungesagtes ist Blei ist der Untergang“ entstand ein Frau-Mann-Dialog, der nicht nur mir gespenstisch vertraut erschien.

Noch glücklicher bin ich mit den Gedichten, die ich auf meine ausgeteilten Texte empfangen habe.
Birgit Müller-Wieland entgegnete auf meine „Realisten“ (Blazac und Flaubert) mit „Phantastinnen“ (Bettina von Arnim und Karoline von Günderode), Helwig Brunner ließ in seiner Antwort auf mein Gedicht „Palaia“ die „rede“ „rascheln“, kein Tier, Simone Lappert verlieh meiner „Großvatersprache“ in ihrem Gegenstück eine persönliche Ebene, Elke Laznia presste aus meinen „Sonnenblumen“ „das Öl der Nacht“, Kathy Zarnegin unternahm, ausgehend von „Silberhauch“, eine Fahrt ins Blau, seine exotischsten Variationen, Nico Bleutge gab dem Troll aus „Beziehungsexperten“ eine lyrische Stimme und Carolin Callies zeichnete auf meine „Zitronenblätter“ den „atlas eines stelldicheins“.

Bei der sektmatinéeumrahmten Lesung am 02.12.2018 …

(c) Elke Laznia

… las nun jeder 3 eigene Gedichte, auf die unmittelbar die jeweilige Reaktion folgte.

Der Dichter Christoph W. Bauer, Herausgeber der Anthologie, begrüßte …

… die Schriftstellerin Sylvia Treudl stellte die Lesenden vor …

… und zwar mit lyrischen Zweizeilern. Der mich betreffende lautete so:

ein unruhiges gelb lodert vorm schwarz

die geschichte sitzt nachts am küchentisch / trinkt mit balzac

Hell, yes!

Danach ging es los, in der Reihenfolge, die das Inhaltsverzeichnis vorgab:

Helwig Brunner

Simone Lappert

Birgit Müller-Wieland und Simone Lappert

Caroiln Callies und Elke Laznia

Kathy Zarnegin

Andreas Unterweger
(c) Elke Laznia

  Birgit Müller-Wieland

Carolin Callies

 

Nico Bleutge

Liebe Organisatorinnen und Organisatoren, liebe Kolleginnen und Kollegen, die gesammelten Abenteuer dieser Veranstaltung waren mir – Besprechung für Besprechung, Lesung für Lesung, Weinverkostung für Weinverkostung – eine Riesenfreude! Ich hoffe, den/die eine oder andere/n von Euch bald wiederzusehen!

Vielen Dank, liebes Unabhängiges Literaturhaus Niederösterreich in Krems! Weiter so!

*

P.S. Wer will, kann hier die Anthologie „Netzwerk : Poesie. Lyrik V“ bestellen – schwere Empfehlung!

P.P.S. Wanderer, kommst du ins Arte Hotel Krems, dann probiere (wie Carolin Callies, bedrängt von Elke Laznia, s.u.) den Cocktail „poet“, der von Sylvia Treudl kreiert wurde:

P.P.P.S.: Er war mir aus Paris gefolgt:

Buchkultur (manuskripte 205)

Posted in manuskripte by andreasundschnurrendemia on 20. Dezember 2014

Erfreuliche Rezension im Magazin „Buchkultur“ (Dezember 2014) zur vorletzten Ausgabe der „manuskripte“ (Heft 205 [!]), wobei mir der Satz, in dem „Größen wie Julian Schutting oder Ursula Krechel oder Franz Josef Czernin oder Michael Buselmeier“ erwähnt werden, natürlich besonders zu Herzen geht.

buchkultur

andreas

Fotos (c) Andrea Stift (danke!)

(Die Rede ist von diesen Gedichten.)

Tatsächlich ist der Lyrikteil dieser Ausgabe geradezu verschwenderisch stark besetzt, erwähnt werden können hätten genauso gut „Größen wie“ Uwe Kolbe (mit seinen berührenden Psalmen) oder Maja Vidmar (mit ihren ebenso unglaublich leichten wie unglaublich guten, von Slowenisch-Übersetzungs-Star Fabjan Hafner übertragenen Texten), und dass die Gedichte von Marija Ivanovic, Vasyl Lozynskyi, Nana Kelechidse, Ronald Pohl, Barbara Rauchenberger, Michael Hammerschmid oder Theodora Bauer (manuskripte-Förderungspreis 2014) „durchaus“ daneben „zu bestehen vermögen“.

Alles in allem jedenfalls: ein Gedicht.