Danke für Ihren Kommentar. Ich verstehe Ihren Standpunkt, aber Alexey Porvin redet nicht "mit Raketen", sondern liest „für die Ukraine“…
„Das gelbe Buch“ – Sample Translation
„Das gelbe Buch“, dank Laurent Cassagnau und Éditions Lanskine bereits zur Gänze auf Französisch lesbar, hat nun auch einen ersten Schritt ins Englische getan.
Das freut mich insofern besonders, als sich unter den auf den Seiten 237 f. des deutschen Originals aufgelisteten „Nachahmer[n]“ des gelben Buchs zahlreiche enligschsprachige AutorInnen finden, darunter Emily Brontë, C.G. Chesterton, Paul Auster, W. S. Maugham u.v.a.m.
Das Kapitel „Regenbögen“ (mit kleinem, aber ziemlich direktem Raymond Chandler-Zitat) und das in jede Sprache „unübersetzbare“ Paradieschen-Fragment lassen sich nun jedenfalls auch in englischer Übersetzung lesen, das entsprechende PDF findet sich auf der Droschl-Seite mit dem englischen Klappentext zu „The Yellow Book“ oder hier (Andreas-Unterweger-The-Yellow-Book-excerpt) zum Download.
Ich danke dem Schriftsteller und Anglisten Johannes Wally …
(c) Caterina Hauser
… für die gelungenen Übersetzungen, die er anlässlich meines Gastauftritts in seinem Übersetzungsseminar an der Karl-Franzens-Universität Graz angefertigt hat.
(c) Caterina Hauser
„Das gelbe Buch“, Grundstimmung:
Auf Twitter werden Übersetzungsvarianten diskutiert – herzlichen Dank, @tapetenvogel!
Dazu Johannes Wally:
„Coole Übersetzung. Hier ist, glaube ich, letztlich die Meinung des Autors gefragt. Ist Paradies wichtig oder Gemüse als Ausgangspunkt?“
Hm, schwierige Frage. Was ist besser – Paradies oder Gemüse?! 🙂
Literatur im Werk XIV
Nachtrag zum Termin:
16.09.2017, 19:00, Andreas Unterweger liest bei „Literatur im Werk“. Außerdem lesen: Valerie Fritsch, Angelika Reitzer und Alfred Kolleritsch. Mit Klezmer-Musik von ADANA und Buffet. Werkstatthalle der Fa. PEUGEOT – SUZUKI Marko, Kapellenweg 8, 8430 Leibnitz.
Obwohl Alfred Kolleritsch UND Angelika Reitzer krankheitsbedingt absagen mussten und Valerie Fritsch dann auch noch mit der Tontechnik kämpfte, ist am Ende zum Glück alles gut ausgegangen. Den wilden Musikanten von Adana und der beharrlichen Begriffsstutzigkeit meines Freundes Biber sei Dank. Die einzigartige Location, die tüchtigen Organisatoren Erwin und Barbara Draxler und das gewohnt aufmerksame, begeisterungsfähige Leibnitzer Publikum hatten sich auch nichts anderes verdient.
(c) Udo Nestl
Hier ein paar meiner Eindrücke aus dem Backstagebereich:
Backstage.
Valerie Fritsch liest aus ihrem Roman „Winters Garten“.
Die Ausstattung des Backstage-Bereiches ist einfach riesig!
Adana geigen auf.
Ich lese.
(Erst das Gedicht „Es macht …“ von Alfred Kolleritsch, dann mein Dramolett „Wie schön wir es haben könnten“ aus „Das schönste Fremde ist bei dir“, schließlich aus „Das gelbe Buch“.)
Mir hat der ganze Abend viel Freude gemacht. Danke fürs Kommen und fröhliche Zuhören, liebe Leibnitzerinnen und Leibnitzer, danke für die gelungenen Fotos, lieber Udo Nestl!
(c) Udo Nestl
„Versteckte Sprachphilosophie“ (Alfred Kolleritsch über „Das gelbe Buch“)
Hier das Transkript von Alfred Kolleritschs Rede auf „Das gelbe Buch“ als sein „Buch des Jahres“ im Literaturhaus Graz („wir“ berichteten) – neben dem relativ reibungslos und sogar mit Spaziergang vor der Bescherung abgelaufenen Heiligen Abend mit meiner Familie in diesem Jahr mein schönstes Weihnachtsgeschenk!
Vielen Dank!
Alfred Kolleritsch
über
Andreas Unterweger: „Das gelbe Buch“
als „Buch des Jahres“ 2015
Literaturhaus Graz, 17.12.2015
Gesprächsrunde mit Werner Krause, Klaus Nüchtern, Daniela Strigl und Überraschungsgästen (Christoph Hartner, Alfred Kolleritsch, Clemens Setz). Moderation: Klaus Kastberger
Alfred Kolleritsch:
Ich habe mich für ein Buch entschieden, das ich zuerst zögerlich gelesen habe, um dann immer begeisterter in das Buch hineinzukommen. Das Buch nennt sich „Das gelbe Buch“, von Andreas Unterweger. Es hat schon eine ganze Reihe Besprechungen gegeben, und ich habe mir einige Gedanken dazu gemacht.
In dem Buch steckt sehr viel Sprachphilosophie – versteckt. Wenn man das so oberflächlich liest, hat man das Gefühl: „Mei, ein Kinderbuch!“ – es geht ja auch um Kinder –, aber dahinter steckt ein ganz bestimmtes, nicht unbekanntes sprachkritisches Verständnis. Das Buch zitiert ja, ganz schüchtern, eigentlich, einige Stellen Wittgenstein, es wird auf Hugo von Hofmannsthal hingewiesen, auf den „Chandos-Brief“ usw. Mit einem Wort, es geht um das Missverhältnis, das es zwischen der Einbildung und dem „Sachverhalt“, wie der Autor schreibt, gibt.
Die Sprachkrise, das ist ja bekannt, ist Anfang des 20. Jahrhunderts ein großes Thema gewesen, Wittgenstein usw., das muss ich hier nicht erzählen. Nun, da haben sich zwei Wege auseinandergetrennt, die einen sind sozusagen den Weg der experimentellen Literatur gegangen oder haben die Literatur überhaupt aufgegeben, weil jemand, dem das politische Denken wichtiger ist, hat andere Probleme.
Der gute Autor, den ich da zu besprechen habe, ist einen eigenen Weg gegangen. Er hat die Probleme der Sprachkrise zwar mit hineingenommen, aber er hat sich gleich in eine Welt der Phantasie begeben.
Das ist ein Buch, das man liest, als ob man in der Hülle einer Monade eingeschlossen wäre. Alles, was in dem Buch geschieht, alle Tiere, alle Menschen, sind gelb. Das Gelb ist ein Fluidum, ein alles übergreifendes Phänomen, und in dieser Welt, in dieser Monade, spielen Kinder. Es ist eine Kinderwelt, aber das Ganze ist eben nicht eine Kinderwelt, sondern die Kinder sind Beispiele für das, was ihnen ein Anliegen ist, nämlich, darüber zu reden, dass ein Zustand von der Welt erhofft werden könnte, wo das Denken und das Sein nicht irgendwie auseinandergesetzt sind, sondern in dem irgendeine Einheit, eine Möglichkeit einer geschlossenen Welt, eine Art lebensfähiger Heimat geteilt und besprochen wird, beschrieben wird.
Die Bewohner dieser Welt, dieser gelben Welt, dieser Monade, die ja ohne Fenster ist, wie man bei Leibnitz liest, sondern eine riesige geschlossene Kuppel – es wird auch kaum vom Tod, vom Ende geredet –, werden in vielen kleinen Episoden dargestellt
Im Mittelpunkt stehen ein Großvater – eine liebliche Figur, wie Kinder sie sich wünschen, der alles macht, die Schuhe putzt, kocht, für die Kinder sorgt –, dann Kinder, die wohnen in einem Haus, ein Fluss ist in der Nähe, die Kinder baden, die Kinder sind fröhlich, so wie man sich ein Kinderleben vorstellt. In diese Welt dringen immer wieder einige neue Figuren ein. Da ist zum Beispiel der berühmte Waldläufer, der von außen kommt und quasi Meldungen bringt von anderen Geschehnissen in dieser Gegend. Der Waldläufer ist so etwas wie ein Philosoph, ein Denker, der versucht, Ordnung zu schaffen, obwohl dort ohnehin eine gewisse Ordnung herrscht. Mir ist eingefallen, jetzt: er ist ein Dadasoph, dieser Mann, der da kommt, und den alle mögen, und der die kleine Welt mit Neuigkeiten versieht.
Die vielen Differenzierungen dessen, was dort geschieht, sind in einer wunderbaren und genauen Sprache beschrieben. Es ist keine Phantasiesprache, sondern da wird die Phantasie zu einer ganz merkwürdigen Realität. Wenn man das liest – es sind so wunderbare Stellen drinnen. Es treten natürlich auch Frauen auf, Mädchen, in die die Buben verliebt sind. Diese Passagen sind so, dass man sie verwenden könnte für Liebesbriefe usw., so viel Herzliches …
Und trotzdem ist das Buch jetzt keine Idylle, sondern es ist der Entwurf, die Konstruktion einer Idylle. Es ist kein psychologisches Buch, keine Kinderpsychologie wird da betrieben, sondern es geht letztlich um die Sprache oder um die Fähigkeiten der Sprache – es ist ein Buch der Möglichkeiten.
Klaus Kastberger:
Wem würden sie es schenken?
Alfred Kolleritsch:
Ich habe es selbst geschenkt bekommen … (Lachen) Nein, also: Kindern kann es man schwer schenken …
Klaus Kastberger:
Ab 18 Jahren! (Lachen)
Alfred Kolleritsch:
Jemanden, der gerne phantastische Erzählungen liest, Kleinigkeiten, Idyllen – der aber weiß, dass das alles zerbrechliche, gebrechliche Situationen sind.
P.S.
Übrigens, nicht verpassen: Heute, am 11.02.: Präsentation der Neuauflage von Alfred Kolleritschs Roman „Allemann“ im Literaturhaus Graz, mit Alfred Kolleritsch, Angelika Reitzer, Thomas Stangl, Jochen Jung u.a.m.!
„Österreichs literarischer Außenseiter der Schönheit“
Während uns die manuskripte 209 schon ihren Rücken zuwenden (und selbst der ist noch hochinterssant …
…), bringen die manuskripte 210 neben großartigen Texten von und über den großen Jürg Laederach (u. a. von Elfriede Jelinek, Herta Müller, Bruno Steiger, Klaus Hoffer) und vielen anderen höchst lesenswerten Beiträgen mehr (von Friederike Mayröcker, Angelika Reitzer, Norbert Hummelt, Serhij Zhadan, Wolfgang Hofer [Wolfgang-Bauer-Essay!] …) auch eine „unverlangt“ und ursprünglich einfach nur an mich persönlich geschickte Rezension zu „Das gelbe Buch“, die mich ob ihrer Emotionalität und sprachlichen Qualität sehr berührt hat.
Womit weder Björn Treber, ihr Autor, noch ich gerechnet haben: Alfred Kolleritsch, dem ich den Text zum Lesen gegeben habe, war davon so überzeugt, dass er prompt beschlossen hat, ihn zu veröffentlichen.
Danke dafür, lieber Fredy – und danke für Dein Mit-dem-Buch-Sein, lieber Björn!
Zitat aus der Rezension:
„Viel stichhaltiger als andere Gegenwartsautoren thematisiert dieses Buch das Schöne am In-der-Welt-Sein, und nicht nur das; sondern es wird hier auch in anschaulicher Weise das Schöne am lebhaften Mit-der-Welt-Sein dargestellt: eine Seltenheit in der österreichischen Literaturlandschaft nach 1945“.
Björn Treber lebt als Student, u. a. der Poesie, in Graz. Ich gehe davon aus, dass er demnächst als Schriftsteller debütiert. Oder als Fotokünstler, wer weiß:
Die vier unteren Fotos: (c) Björn Treber
„Wundertüte“ (Kleine Zeitung)
Gestern, am 11.10.2015, in der Literaturbeilage der Kleinen Zeitung – aber auch heute noch phantastisch zu lesen: eine Wundertüte von Rezension, die dem Geist des „gelben Buchs“, wie er mir vorschwebt, ganz und gar gerecht wird! Und dies aus der Feder des ebenso routinierten wie renommierten Literaturkritikers Werner Krause … Vielen Dank – und Chapeau!
Mein Lieblingszitat aus der Rezension … ist diesmal nicht herauszufiltern, denn: die ganze Rezension besteht aus „Lieblingszitaten aus der Rezension“! Deshalb hier die ganze Rezension zum Nachlesen!
„Eine trügerisch schöne Kindheit“ (Krone)
Sehr erfreuliche Rezension zu „Das gelbe Buch“ von Christoph Hartner in der Steiermark-Ausgabe der Kronen Zeitung vom 26.09.2015.
Schon vorher aber hielt ich Christoph Hartner für einen ausgezeichneten Literaturjournalisten, der sich trotz seiner jungen Jahre um die steirische Literaturszene von heute und von gestern (man denke etwa an seine Rückblicke auf vergessene Größen wie Franz Innerhofer!) sehr verdient gemacht hat.
Vielen Dank dafür – und für das aufmerksame Lesen meines Buchs!
Meine Lieblingszitate aus dem Artikel:
„Unterweger beschreibt das Vergehen der Zeit, das sinnliche In-der-Welt-Sein, die kleinen Wunder und Katastrophen der Kindheit mit großer Poesie.“
Und:
„Ein spannendes und forderndes Leseabenteuer!“
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