Andreas Unterweger

manuskripte 242 – Marginalie und mehr

Posted in manuskripte by andreasundschnurrendemia on 4. Dezember 2023

Meine Marginalie zu Ausgabe 242 der manuskripte, die am 5.12., 19:30, mit Lesungen von Andrea Scrima, Kathrin Bach und Mischa Mangel sowie Musik von Anna Illushyna auf der Murinsel Graz präsentiert werden (im Rahmen von Music and Poetry Nights, einer Kooperation von gamsbART Jazz, manuskripte und Murinsel Graz).

Marginalie

Ob mit Mega-Megaphon-Shows unter Cobra-Geleitschutz oder einem Telefonanruf beim UNO-Generalsekretär, ob mit einer langen Nacht der Kurzgeschichten auf der Frankfurter oder mit Liebesgedichten aus dem Kondomautomaten auf der Wiener Buchmesse – auch in diesem Herbst hat die multimediale Literaturvermittlungsplattform, in die sich die manuskripte zunehmend verwandeln, einigen poetischen Sand ins Getriebe des Alltags gestreut.

Einem puristischen Textverständnis mögen solch publikumswirksame Interventionen suspekt sein. Doch eine Welt, in der so viele scheinbare Gewissheiten bröckeln, braucht Literatur – vor allem Literatur, die offenen Auges aufs Ganze zielt, ohne sich blindwütig auf nur eine Seite der Timeline zu schlagen. Wenn Tötungsarten von Kindern eine valide Diskussionsgrundlage bilden, sich der politische Kreis zwischen Rechts- und Linksradikalen ausgerechnet im Antisemitismus schließt, um dann als der grausame, hirnlose Zombie, der er ist, durch die Straßen zu marschieren, sind auch die manuskripte gefordert, sich nicht in die Komfortzone ihres bewährten Konzepts zurückzuziehen, sondern möglichst viele der „Menschen da draußen“ mit der Komplexität und Vielstimmigkeit der hier präsentierten Art von Literatur zu erreichen, sie nicht in Ruhe, nicht allein zu lassen.

In dieser Ausgabe reicht der Bogen poetischer Unruhestiftung von den tumultuösen Manifesten aus „[Das] Ich darf alles!“, unserem Beitrag zum Partnerprogramm des steirischen herbst, über aufrüttelnde Spurensuchen zwischen Brach- und Sprachfläche (Andrea Scrima, Sabine Scholl …) bis zu mehreren lautstarken Hommagen etwa an Willi Hengstler, den Unangepasstesten unter den Grazer Klassikern, oder an die Jazz-poetry-Pionierin ruth weiss, die einst als jüdisches Kind aus Wien fliehen musste und heute als Österreichs Beitrag zur Beat-Generation gefeiert wird.

Übrigens: Nachdem António Guterres auf die Zusendung von Max Höflers utopischem „Hightechgedicht“, das „inneren und äußeren Frieden sowie sozialrevolutionäre Haltung herstellt“ (S. 25), unseres Wissens bislang nicht reagiert hat, schicken Max und ich es noch in diesem Advent, gemeinsam mit einem manuskripte-Schnupperheft, aus der Redaktion an zahlreiche weitere „Weltenlenker“. Wer weiß, vielleicht bricht ja tatsächlich, wie in seiner Performance proklamiert, das „Poetozän“ an, ein neues Zeitalter, in dem das Wünschen wieder hilft.

Andreas Unterweger

Titelbild unter Verwendung von Jennifer Eckert: „kniden“ („[Das] Ich darf alles“, manuskripte im Partnerprogramm des steirischen herbst ’23)
Foto: Julian Kolleritsch, Design: Helga Höhn
Megamegaphonshow

Erfüllung des Versprechens aus der Marginalie:

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Präsentation der manuskripte 242: „[Das] Ich darf alles!“
Präsentation der neuen Ausgabe mit Lesungen von Andrea Scrima, Kathrin Bach und Mischa Mangel

Musik: Anna Illushyna
Moderation: Andreas Unterweger, Begrüßung: Gerhard Kosel
Eintritt frei
manuskripte in Kooperation mit gamsbART Jazz und Murinsel Graz

Unsere Kooperationspartner von gamsbART Jazz schnitten den Abend mit, und Barbara Belic machte eine schöne Sendung für Radio Helsinki daraus:

Die manuskripte 242 (15 Euro für 176 Seiten) per Mail bestellen: bestellung@manuskripte.at oder lz@manuskripte.at
Die manuskripte 242 im Webshop kaufen

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Weitere Presse, u.a.:

Kulturzeitung 80:

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