Andreas Unterweger

Salzkammergut Poesie-Automaten

Posted in Tingeltangel-Tour, manuskripte, gedichte by andreasundschnurrendemia on 12. Mai 2024

Am 10.05.2024 um 17 Uhr wurden im Kurpark Bad Mitterndorf Matthias Göritz„Salzkammergut Poesie-Automaten“ eröffnet.

Darunter der am urigen Mehrspartenhaus Woferlstall angebrachte Automat mit dem schönen Namen „Bergechte Gedichte“, in dessen spektakulärem Line-up sich erfreulicherweise auch ein Gedicht von mir findet.

Auch der Designer Michael Neubacher war vor Ort:

Nach der Eröffnungsrede von Matthias Göritz, dem Kurator und Mastermind oder eher Hirn, Herz und Seele des Projekts …

… sprachen wir über den Poesie-Automaten „Liebe aus Österreich“, den ich co-kuratieren durfte. Ein Duplikat davon, gefüllt mit 14 Liebesgedichten u.a. von Elfriede Jelinek, Barbara Frischmuth, Valerie Fritsch u.a.m., war ein wesentlicher Bestandteil des Auftritts Österreichs als Ehrengast der Leipziger Buchmesse 2023 und später bei HochSommer 23 im Burgenland und auf der Buch Wien zu sehen.


Ich zeigte die manuskripte 239 mit dem genialen Cover von Anna Jermolaewa, in der alle Gedichte aus dem Automaten „Liebe aus Österreich“ enthalten sind, und las daraus die Texte von Elfriede Jelinek und Fiston Mwanza Mujila sowie mein eigenes, „Nahuatl“, aus dem Vorgänger-Modell, dem Grazer Poesieautomaten „Gefühlsechte Gedichte“.
Der Automat „Liebe aus Österreich“ soll demnächst in Bad Aussee aufgestellt werden.

Danach las ich mein Gedicht „Grogger. Vier Ansichten vom Berge“. Der Text ist während der letzten 4 Sommer in Großsölk entstanden und montiert Zitate aus Paula Groggers Roman „Das Grimmingtor“ (1926) zu vier Gedichten über den Grimming. Damit soll die bildstarke, den obersteirischen Dialekt ins Schriftliche übertragende Kunstsprache, die den Roman auszeichnet, aus dem Schatten einer möglichen NS-Nähe seiner Autorin geholt werden.

Nach mir las meine geschätzte (Verlags-)Kollegin Volha Hapeyeva gemeinsam mit Matthias Göritz weitere Gedichte aus dem Berg-Automaten, die sie gemeinsam übersetzt hatten, bzw. eigene Gedichte.
Volha hat auch alle Fotos gemacht, auf denen ich zu sehen bin – vielen Dank!

Zum Abschluss wurden noch Gedichte aus dem „Frische Gedichte“-Automate präsentiert, die Matthias Göritz in Workshops mit Jugendlichen aus der Region erarbeitet hatte.

Alles in allem eine gelungene Veranstaltung im Rahmen von Salzkammergut – Kulturhauptstadt Europas 2024.
Vielen Dank für die Einladung und deinen unermüdlichen Einsatz für die Poesie, lieber Matthias Göritz!

Hinterher kehrte ich in mein Reich unter dem Berg zurück …

… oder ritt, als echter Cowboy des klimakritischen Zeitalters, ins nächstbeste Nordlicht, wer weiß.

Klima Biennale Wien: „Was wir nicht über Vögel wissen“

Posted in manuskripte, Tingeltangel-Tour, Was wir nicht über Vögel wissen by andreasundschnurrendemia on 8. Mai 2024

Was für 8.10., 18 Uhr, so angekündigt war …

… hat auf der Klima Biennale Wien im Kunsthaus Wien dann so ausgesehen:

Mein Dank gilt allen Beteiligten, v.a. Moderatorin Nicole Kiefer (oben links) von der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, die exzellente Fragen gestellt hat, Camille Bölderl vom Außenministerium für die perfekte organisatorische Betreuung sowie dem zahlreich erschienenen und so aufmerksamen Publikum!

Hinterher durchs wilde Wien mit Henrike Blum (Droschl-Verlag) und dem Blues der Großstadt:

Hier der großartige Bericht auf der Homepage der Literaturdialoge – vielen Dank!

Der literarische Dialog Was wir nicht über Vögel wissen von Volha Hapeye­va und Andreas Unterweger wurde beim Wettbewerb „Imagine Dignity. Mensch/Natur/Künstliche Intelligenz – in welcher Welt wollen wir 2040 leben?“ ausgezeichnet und in Rahmen der Initiative „Internationale Lite­raturdialoge“ gefördert – Sektion für internationale Kulturangelegenhei­ten des Außenministeriums in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Literatur.
Die Texte erscheinen in einer Anthologie im Luftschacht Verlag (Herbst 2024) und in manuskripte 243 und 244 (April und Juni).

Mehr Informationen gibt es in der Podcast-Folge mit wiederum Nicole Kiefer als Moderatorin:

Weitere Lesungen:

15.05.2024, 19:00, Volha Hapeyeva und Andreas Unterweger: „Was wir nicht über Vögel wissen“. Lesung und Gespräch im Rahmen von „Imagine Dignity“ (gefördert vom Österr. Außenministerium).
Galerie Marenzi, Ausstellung Johannes Ziegler, Leibnitz

*

09.10.2024, Volha Hapeyeva und Andreas Unterweger lesen und sprechen über ihren Literaturdialog „Was wir nicht über Vögel wissen“ aus der Reihe „Imagine Dignity“ (gefördert vom Österr. Außenministerium).
Robert-Musil-Haus, Bahnhofstr. 50, 9020 Klagenfurt.
Genaueres folgt.

*

10.10.2024, 18:00, Volha Hapeyeva und Andreas Unterweger lesen und sprechen über ihren Literaturdialog „Was wir nicht über Vögel wissen“ aus der Reihe „Imagine Dignity“ (gefördert vom Österr. Außenministerium).
Steiermärkische Landesbibliothek, Kalchbergg. 2., 8010 Graz.

manuskripte 243 – Marginalie und mehr

Posted in manuskripte, Tingeltangel-Tour by andreasundschnurrendemia on 16. April 2024

Meine Marginalie zu Ausgabe 242 der manuskripte, die am 15.04. im Kunsthaus Graz mit einer Lesung des Dichter-Architekten Colin Fournier und am 16.04. mit Angelika Reitzer auf der Murinsel Graz präsentiert wurde.
Details und weitere Veranstaltungen zum Heft: s.u.

Marginalie

Die manuskripte stehen nicht nur in literaturästhetischer Hinsicht für Vielfalt und Offenheit. So ist auch die klare Kante gegen rechtsextremes Gedankengut ist seit der Gründung der Zeitschrift unverrückbar in ihrer Programmatik verankert. Deshalb lag nichts näher, als die „Demonstration für Demokratie und Menschenrechte“, die am 3.2. in Graz stattfand, nach besten Kräften zu unterstützen. Für die am Hauptplatz situierte Bühne der von über 130 lokalen Institutionen getragenen Veranstaltung kuratierten wir eine kleine Literaturschiene, deren Beiträge diese Ausgabe eröffnen.
Das Ringen um „brauchbare Worte“, die, befreit von den politischen und kommerziellen Manipulationen, nötig sind, um „denken, differenzieren, argumentieren zu können“ (Andrea Scrima), prägt freilich eine Vielzahl der hier versammelten, so abwechslungsreichen Texte. Es findet sich in der utopischen Prosa Colin Fourniers (Architekt des Kunsthauses Graz) ebenso wie in Volja Hapeyevas sprachphilosophischem Essay (im Rahmen von Internationale Literaturdialoge) oder den Gedichten der jungen Lyriker*innen, die manuskripte-Preisträger Yevgeniy Breyger nicht nur in diesem Heft, sondern auch am 11.6. im Berliner Haus der Poesie präsentiert.
Denn gerade eine Welt, in der der Dialog auf Augenhöhe, ein Grundpfeiler der Demokratie, zunehmend aus der Mode gerät, eine Welt, in der das „Recht“ der Stärkeren, der Brutalen mehr und mehr zählt und es uns angesichts der begangenen Gräuel immer öfter die Sprache verschlägt, braucht „brauchbare Worte“, braucht die Literatur, die Dichtung in all ihrer Zerbrechlichkeit, ihrem Wissen ums eigene Ungenügen. „ich kann nichts anderes tun“, schreibt die ukrainische Dichterin Iryna Sazhynska, „als mit den Worten zu rechnen, obwohl sie nicht genug sind“.

Mit Günter Brus‘ Befehlsverweigerer auf dem Cover gedenken wir des unlängst verstorbenen großen Bild-Dichters, der sich (und uns!) in seiner Kunst so viele Freiheiten erkämpft hat wie kaum ein anderer. Wir sind dankbar für 22 Titelseiten zwischen 1983 und 2018, darunter so wichtige Ausgaben wie die „Jubelhefte“ 89/90, 189/190 (zum 25. bzw. 50. Jubiläum) und 100, 200 und, sowie ganze 28 literarische Beiträge, die gezeichnete Bild-Dichtungen, aber auch Lyrik, Kurzgeschichten, Romanauszüge und mehr umfassen. Mit Alfred Kolleritsch verband ihn eine Freundschaft.
Die Bilder auf dem Umschlag und auf der folgenden Seite wurden uns von der Grazer Galerie Sommer zur Verfügung gestellt: vielen Dank.

Andreas Unterweger

Inhaltsverzeichnis:

Veranstaltungen:

Mein Dank gilt Andreja Hribernik, Katrin Bucher-Trantow, Alexandra Trost, Isabella Schmidsberger und Gernot vom Kunsthaus Graz sowie dem zahlreich erschienenen Publikum, darunter viele Autor*innen wie die Grazer Stadtschreiberin Andrea Scrima, Willi Hengstler, Daniela Bartens, Harald Miesbacher, Helmut Moysich, Abelina Holzer, Tom Veber u.a.m.!

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Auf der wie immer architektonisch spektakulären Insel in der Mur wie auf einem Floß auf dem Mississippi: Angelika Reitzer las aus ihren Beiträgen zu manuskripte 243 und auch 244 (18.6.): „49 Tage. Eine Art Amerikanisches Tagebuch“ und „Männer in New Orleans“.
Präzise, atmosphärisch dichte realistische Literatur und energetisches Banjo-Spiel – herzlichen Dank!

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Literaturdialoge:

08.05.2024, 18:00, Volha Hapeyeva und Andreas Unterweger: „Was wir nicht über Vögel wissen“. Lesung und Gespräch im Rahmen von „Imagine Dignity“ (gefördert vom Österr. Außenministerium).
Klima Biennale Pavillon des Kunst Haus Wien, Untere Weißgerberstraße 13, 1030 Wien.

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15.05.2024, 19:00, Volha Hapeyeva und Andreas Unterweger: „Was wir nicht über Vögel wissen“. Lesung und Gespräch im Rahmen von „Imagine Dignity“ (gefördert vom Österr. Außenministerium).
Galerie Marenzi, Ausstellung Johannes Ziegler, Leibnitz

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Ausgewählt von Yevgeniy Breyger:

Mit dem jüngsten manuskripte-Autor aller Zeiten:

Save the date: 11.6. Haus für Poesie Berlin.

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Presse, u.a.:

Kleine Zeitung v. 30.04.2024

Peter-Rosegger-Preis an Florian Dietmaier – Jurybegründung

Posted in manuskripte by andreasundschnurrendemia on 25. März 2024

Der Peter-Rosegger-Literaturpreis des Landes Steiermark geht an Florian Dietmaier, den manuskripte-Förderpreisträger der Stadt Graz 2019, und damit an eine waschechte manuskripte-Entdeckung!

Präsentation der manuskripte 235 im Forum Stadtpark

Herzlichen Glückwunsch, lieber Florian!

Hier die Jurybegründung, die ich im Namen der Literaturjury des Landes verfassen durfte:

Jurybegründung

Peter-Rosegger-Preis des Landes Steiermark an Florian Dietmaier

Geballte Erfindungsgabe und akribischste Recherche kennzeichnen die Prosa Florian Dietmaiers. Hinzu kommt eine auf Belesenheit fußende Unbekümmertheit, die den 1982 geborenen Grazer weder vor thematischen noch vor technischen Herausforderungen zurückscheuen lässt. So löst er etwa gleich in seinem ersten Buch Die Kompromisse (Droschl 2024) eine der schwierigsten Aufgaben, die die Belletristik kennt, die Verbindung von privater und weltpolitischer Ebene, auf souveräne Weise. Fernab autobiografischer oder regionaler Nabelschauen typischer Debüts widmet sich der Roman dem Lebensweg eines österreichischen Diplomaten, aus dessen Selbstzweifeln und -findungen die Geschichte des 20. Jahrhunderts so plastisch hervortritt wie kaum anderswo. Unterschiedlichste Inhalte wie unterdrückte Sexualität und Sodbrennen, die Waldheim-Affäre und wirtschaftsdiplomatische Bemühungen um die Guano-Ablagerungen auf Nauru fügen sich zu einem erstaunlich homogenen Lesevergnügen, getragen von einem unaufdringlichen Stilmix aus Dialogen, inneren Monologen und Schilderungen, den der manuskripte-Förderungspreisträger 2018 zum Schluss mit einem kunstvollen Perspektivwechsel zu krönen weiß.

Wie die Leser*innen von Literaturzeitschriften wissen, hat Florian Dietmaier mit seinem „lesenswerten Romanerstling“ (Deutschlandfunk) freilich erst einen Bruchteil seiner Ausdrucksmöglichkeiten verwirklicht. In den manuskripten, wo er 2019 debütierte, veröffentlichte der Germanist zahlreiche Short Storys, die auch ins humoristische oder ins Thrillerfach weisen, im Wespennest formbewusste Prosagedichte, in der schreibkraft Rezensionen. Über den Inhalt seiner Schreibtischschubladen erzählt man sich in der Szene Wunderdinge. Aber nach allem, was bisher zu lesen war, reichen nicht einmal diese Erzählungen an die Wunder, die wir vom Erzähler Florian Dietmaier tatsächlich erwarten dürfen, heran.

Andreas Unterweger für die Literaturjury des Landes Steiermark

Florian bei seiner Lesepremiere, manuskripte 226

Florian bei der Lesung für Alfred Kolleritsch im ORF-Zentrum Steiermark 2020

Herzlichen Glückwunsch auch den weiteren Preisträger*innen und Stipendiengewinner*innen, vor allem Bodo Hell (unten beim Abseilen anlässlich „[Das] Ich darf alles“, steirischer herbst ’23, Foto aus manuskripte 242) zum Literaturpreis des Landes Steiermark …

… und Cordula Simon zum Literaturstipendium!

Demokratie verteidigen! Graz, 03.02.2024

Posted in manuskripte, Tingeltangel-Tour by andreasundschnurrendemia on 4. Februar 2024

Bis zu 10.000 (!!!) Personen versammelten sich gestern in Graz, um für Demokratie und Menschenrechte zu demonstrieren. Unter den mehr als 130 Institutionen, die dieses starke Zeichen für ein vielfältiges Miteinander mitgetragen haben, selbstverständlich auch die manuskripte. Im Auftrag der logistischen Masterminds Christine Teichmann und Heidrun Primas, denen für ihr Engagement nicht genug zu danken ist!, organisierten wir die kleine, feine Literaturschiene auf der Demobühne vor dem Hauptplatz.

Die Grazer Stadtschreiberin Andrea Scrima verfasste den bewegenden, Trump-Amerika-geprüften Aufruf „Lasst euch nicht auf Lügen ein!“, Max Höfler und ich erarbeiteten gemeinsam eine dialogische Sprachperformance aus Zitaten.

Beide Beiträge sind in manuskripte 243 (April 2024) nachzulesen.

Start am Hauptbahnhof:

Der Menschenzug zum Hauptplatz war zwischenzeitlich fast 2 Kilometer lang: als die ersten am Hauptplatz eintreffen, gehen die letzten gerade erst am Bahnhof weg …

Bart in der Menge: Max Höfler, Christian Dayé und ich.

Andrea Scrima liest:

Max Höfler und ich lesen:

Mein Dank gilt Christine Teichmann, Heidrun Primas und allen anderen, die diese ungemein wichtige, von einer friedlich-freundlichen Stimmung getragene Demonstration organisiert haben,
Andrea Scrima für ihre Bereitschaft und ihren starken Beitrag,
meinem lieben Kollegen Max Höfler, der das tolle Grundkonzept mitbrachte, das wir dann in zwei Sitzungen, passenderweise im manuskripte-Büro und im Forum Stadtpark, gemeinsam zu einem Zitate-Pingpong mit erschreckenden Feststellungen, aber hoffnungsfrohem Ausklang verfeinerten,
und euch anderen 10.000!

(c) Christian Dayé

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Gunter Falks Lebens- und Werkspuren

Posted in manuskripte, Tingeltangel-Tour by andreasundschnurrendemia on 2. Februar 2024

Am 31.1.24 fand im Forum Stadtpark das Symposion „Gunter Falks Lebens- und Werkspuren“ statt, veranstaltet vom Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich (AGSÖ), Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung und manuskripte, unterstützt von: Gesellschaft für Soziologie an der Universität Graz (GSU) und Forschungsgesellschaft Moderne/Postmoderne an der Universität Graz (FOMOP)

Konzept und Organisation: Raffael Hiden und Sabine A. Haring-Mosbacher

Inhalt: „Gunter Falks Status im literarischen Feld der österreichischen Nachkriegsgeneration ist unstrittig, selbst wenn nicht als prägende, so zumindest als unkonventionelle, zuweilen kontroversielle Randfigur. An der Seite von Alfred Kolleritsch und ganz besonders Wolfgang Bauer, entwickelte Falk ein Interesse an experimentellen Schreibweisen und fungierte als früher Wegbereiter der Rezeption französischer Theorie in den österreichischen Sozial- und Geisteswissenschaften. Neben dieser weithin bekannten Wirkungsgeschichte ist Falks dezidiert soziologisches Werk bis dato weder von Seiten seiner Herkunftsdisziplin noch von literaturwissenschaftlicher Seite systematisch aufgearbeitet, geschweige denn mit sein“er literarischen Praxis verwoben worden.

Gerade diese Leerstelle dient diesem Symposium als Ausgangspunkt, von wo aus der Frage nachgegangen wird, inwiefern Falk die ihm zugeschriebene Rolle des „intellektuellen Stars“ (Heinz Steinert) zu spielen wusste und insbesondere, wie sich dieses elaborierte Verschränken von Literatur und Soziologie in einer Person ausgestaltete. Im Rahmen der Veranstaltung tritt das Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich (AGSÖ) in einen Dialog mit der Literaturzeitschrift manuskripte und dem Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung, um einen möglichst vielstimmigen, anwendungsorientierten und breitgefächerten Diskussionsraum zu Leben und Werk von Gunter Falk zu initiieren. Dieser ist ganz im Sinne einer Spurensuche aufzufassen, die gleichzeitig den Anschluss zu gegenwärtigen Tendenzen in der Literatursoziologie (Stichwort ‚Autosoziobiografie‘) behält wie idealerweise zu weiterführenden Auseinandersetzungen anregt (vgl. https://forumstadtpark.at/de/programm/gunter-falk-symposium).“

Das Programm sah so aus:

14:00 Begrüßungsworte durch die Veranstalter:innen

14:10 Andreas Unterweger liest Auszüge aus Harald Miesbacher: Gunter Falk – ein Grazer Fragment. Eine biographisch-literarische Spurensuche

14:45 Silvana Cimenti: Gunter Falk ohne Gunter Falk gelesen. Poststrukturalistische, bibliografische Verortungen in Verbindung mit einer Biografie der Auslöschung

15:20 Daniela Bartens: unhappy art and attitude. zur dialektik des glücks bei gunter falk

PAUSE

16:30 Sabine A. Haring-Mosbacher: Gunter Falk als Soziologe. Eine Annäherung

17:05 Raffael Hiden: „Der Rollenjongleur“ oder Zeugnisse spielerischen Leidens an der Gesellschaft

PAUSE/ESSEN

18:45 Filmpräsentation „Die Grazer Gruppe“ (2020) [63 Minuten] und anschließendes Podiumsgespräch mit dem Regisseur Markus Mörth und Wilhelm Hengstler; Literarischer Kommentarvon Julia Knaß

Gemeinsamer AUSKLANG

***

Die ersten beiden Beiträge wurden von manuskripte in Auftrag gegeben und finanziert, sie erscheinen – gemeinsam mit einem Text Wilhelm Hengstlers und dem Aufsatz von Daniela Bartens – in kommenden manuskripte-Ausgaben.

Ein hochinteressanter Nachmittag mit wegweisenden Beiträgen! Die Langfassung von Markus Mörths Film, mit wunderbaren, bislang nie gesehenen Archiv-Passagen aus den 60ern und 70ern, war ein besonderes Gustostückerl zum Abschluss.

Mein Dank gilt, auch im Namen der manuskripte, allen Beteiligten auf der Bühen und im Publikum, sowie insbesondere Sabine A. Haring-Mosbacher und Raffael Hiden für die Idee, die Organisation und das exzellente Buffet!

„Das berühmte Buch“

Posted in manuskripte, Tingeltangel-Tour by andreasundschnurrendemia on 1. Januar 2024

Mein Interview in „B+M aktuell“, dem Printmedium mit den „Brancheninformationen für die steirischen Buchhandlungen und Verlage“:

Ich danke Fabian Kleindienst von der Wirtschaftskammer Steiermark für die freundliche redaktionelle Betreuung!

Hier noch das Interview in der Originalfassung:

  • Welches Buch liegt bei Ihnen aktuell am Nachttisch?

Balzac von Stefan Zweig. Dort steht gleich im ersten Satz etwas sehr Wahres über Erinnerungen und Lebensgeschichten: „Ein Mann von dem Genie Balzacs […] wird nur selten fähig sein, bei belanglosen Episoden seiner privaten Existenz sich immer streng an die Wahrheit zu halten.“ Ich fürchte, so genial sind wir in Wirklichkeit alle.

  • Wann und wo lesen Sie am liebsten?

Der Akt des Lesens hat sich in meinem Leben stark verändert. Mittlerweile bin ich wohl – leider! – ein ziemlich guter professioneller Leser geworden. Das heißt, ich erfasse die generelle Ausrichtung und Qualität eines Textes in der Regel sehr schnell. Langsam und „in die Tiefe“ weiterzulesen macht angesichts meines Terminkalenders nicht immer Sinn, und allzu oft zahlt es sich, ehrlich gesagt, auch wirklich nicht aus.
Aber ich erinnere mich daran, was mir das Lesen als Kind bedeutet hat. Ich war das Kind, das immer ein Buch dabeihatte, um immer und überall lesen zu können – das war allseits bekannt. Wenn meine Mutter mich zum Einkaufen in Boutiquen mitnahm, kamen die Verkäuferinnen gleich gelaufen und stellten mir einen Sessel hin. So konnte ich in Ruhe lesen und stand den modischen Transaktionen nicht weiter im Weg.
Eine weitere Erinnerung spielt im Haus meiner Großeltern in der Weststeiermark: Ich bin neun oder elf und lese unter dem Christbaum in Die unendliche Geschichte. Von Zeit zu Zeit stehe ich mit dem Buch auf und stiebitze, ohne das Lesen zu unterbrechen, eine der auf dem Tisch aufgetürmten frisch gemachten Ribiselschnitten meiner Großmutter. So schmeckt ein perfect day.

*          Gibt es ein Buch das sie besonders geprägt/beeinfluss/berührt hat?

Eines meiner Lieblingsbücher ist Paris – ein Fest fürs Leben von Ernest Hemingway. Darin erzählt der alte, schon kranke Hemingway von seinem Leben als junger Schriftsteller, mit Frau und Kind, im Paris der 20er Jahre. In dem Buch stehen unglaublich richtige Dinge über das Schreiben. Und die Atmosphäre, die Welt, die es entstehen lässt, raubt mir jedes Mal wieder den Atem … Diese Vergangenheit ist eine Utopie. Wunderschön und tieftraurig zugleich. Was da heraufbeschworen wird, ist ja für immer verloren – falls es das denn überhaupt je so gegeben hat … „Memoiren“, sozusagen.

  • Als Literaturzeitschrift-Herausgeber: Was bedeutet Ihnen Literatur persönlich?

Ich bin jemand, der alles am liebsten und am besten auf dem Weg des Schreibens erledigt. Beim Schreiben finde ich, viel eher als beim Nachdenken oder Besprechen, zu Ruhe und Klarheit. Man könnte sagen, dass das Schreiben einfach mein Element ist. Ganz im Gegensatz etwa zu den Gefilden des Steuerwesens, der Kochkunst oder des Heimwerkens fühle ich mich im Geschriebenen sicher und, wenn man so will, zu Hause.

  • Worauf legen Sie in Ihrer Tätigkeit – als Autor und auch als Herausgeber – besonderen Wert?

In den letzten Jahren sind die manuskripte mit publikumswirksamen Aktionen im öffentlichen Raum aufgefallen: mit Liebesgedichten aus dem Kondomautomaten auf Buchmessen etwa oder mit Mega-Megaphon-Shows unter Cobra-Geleitschutz auf dem Schlossbergplatz. Diese Aktionen entspringen nicht nur der Freude am Clownesken, sondern vor allem der Überzeugung, dass wir Schreibenden und Literaturvermittelnden die Menschen gerade in dieser immer schneller und härter werdenden Zeit nicht allein lassen dürfen. Unsere Welt, in der so viele scheinbare Gewissheiten bröckeln, braucht Literatur, und damit meine ich nicht noch mehr Krimis und Kochbücher, sondern komplexe, vielstimmige Texte, die das Misstrauen gegen allzu einfache Lösungen ins sich tragen, die Widersprüche nebeneinander stehen lassen können und diese Ambivalenz, die in Wirklichkeit den meisten Dingen innewohnt, einfach aushalten, ja, ihre Schönheit erkennen. „In einem Gedicht“, heißt es bei Peter Handke, „kommen zwei sonst getrennte Dinge zusammen.“ Und in einem Interview sagte er: „„Das Poetische ist das Weltumfassende, und da treffen wir uns alle.“

(01.12.2023)

Frohes neues Jahr!

manuskripte 242 – Marginalie und mehr

Posted in manuskripte by andreasundschnurrendemia on 4. Dezember 2023

Meine Marginalie zu Ausgabe 242 der manuskripte, die am 5.12., 19:30, mit Lesungen von Andrea Scrima, Kathrin Bach und Mischa Mangel sowie Musik von Anna Illushyna auf der Murinsel Graz präsentiert werden (im Rahmen von Music and Poetry Nights, einer Kooperation von gamsbART Jazz, manuskripte und Murinsel Graz).

Marginalie

Ob mit Mega-Megaphon-Shows unter Cobra-Geleitschutz oder einem Telefonanruf beim UNO-Generalsekretär, ob mit einer langen Nacht der Kurzgeschichten auf der Frankfurter oder mit Liebesgedichten aus dem Kondomautomaten auf der Wiener Buchmesse – auch in diesem Herbst hat die multimediale Literaturvermittlungsplattform, in die sich die manuskripte zunehmend verwandeln, einigen poetischen Sand ins Getriebe des Alltags gestreut.

Einem puristischen Textverständnis mögen solch publikumswirksame Interventionen suspekt sein. Doch eine Welt, in der so viele scheinbare Gewissheiten bröckeln, braucht Literatur – vor allem Literatur, die offenen Auges aufs Ganze zielt, ohne sich blindwütig auf nur eine Seite der Timeline zu schlagen. Wenn Tötungsarten von Kindern eine valide Diskussionsgrundlage bilden, sich der politische Kreis zwischen Rechts- und Linksradikalen ausgerechnet im Antisemitismus schließt, um dann als der grausame, hirnlose Zombie, der er ist, durch die Straßen zu marschieren, sind auch die manuskripte gefordert, sich nicht in die Komfortzone ihres bewährten Konzepts zurückzuziehen, sondern möglichst viele der „Menschen da draußen“ mit der Komplexität und Vielstimmigkeit der hier präsentierten Art von Literatur zu erreichen, sie nicht in Ruhe, nicht allein zu lassen.

In dieser Ausgabe reicht der Bogen poetischer Unruhestiftung von den tumultuösen Manifesten aus „[Das] Ich darf alles!“, unserem Beitrag zum Partnerprogramm des steirischen herbst, über aufrüttelnde Spurensuchen zwischen Brach- und Sprachfläche (Andrea Scrima, Sabine Scholl …) bis zu mehreren lautstarken Hommagen etwa an Willi Hengstler, den Unangepasstesten unter den Grazer Klassikern, oder an die Jazz-poetry-Pionierin ruth weiss, die einst als jüdisches Kind aus Wien fliehen musste und heute als Österreichs Beitrag zur Beat-Generation gefeiert wird.

Übrigens: Nachdem António Guterres auf die Zusendung von Max Höflers utopischem „Hightechgedicht“, das „inneren und äußeren Frieden sowie sozialrevolutionäre Haltung herstellt“ (S. 25), unseres Wissens bislang nicht reagiert hat, schicken Max und ich es noch in diesem Advent, gemeinsam mit einem manuskripte-Schnupperheft, aus der Redaktion an zahlreiche weitere „Weltenlenker“. Wer weiß, vielleicht bricht ja tatsächlich, wie in seiner Performance proklamiert, das „Poetozän“ an, ein neues Zeitalter, in dem das Wünschen wieder hilft.

Andreas Unterweger

Titelbild unter Verwendung von Jennifer Eckert: „kniden“ („[Das] Ich darf alles“, manuskripte im Partnerprogramm des steirischen herbst ’23)
Foto: Julian Kolleritsch, Design: Helga Höhn
Megamegaphonshow

Erfüllung des Versprechens aus der Marginalie:

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Präsentation der manuskripte 242: „[Das] Ich darf alles!“
Präsentation der neuen Ausgabe mit Lesungen von Andrea Scrima, Kathrin Bach und Mischa Mangel

Musik: Anna Illushyna
Moderation: Andreas Unterweger, Begrüßung: Gerhard Kosel
Eintritt frei
manuskripte in Kooperation mit gamsbART Jazz und Murinsel Graz

Unsere Kooperationspartner von gamsbART Jazz schnitten den Abend mit, und Barbara Belic machte eine schöne Sendung für Radio Helsinki daraus:

Die manuskripte 242 (15 Euro für 176 Seiten) per Mail bestellen: bestellung@manuskripte.at oder lz@manuskripte.at
Die manuskripte 242 im Webshop kaufen

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Weitere Presse, u.a.:

Kulturzeitung 80:

Graz – Räume der Literatur (ORF KulturMontag)

Posted in manuskripte, So long, Annemarie, Tingeltangel-Tour by andreasundschnurrendemia on 28. November 2023

Gestern, am 27.11.23 auf ORF 2, und nun noch 7 Tage lang online:

Markus Mörths famose kulturDoku „Graz – Räume der Literatur“ über die Literatur(haupt)stadt Graz anlässlich des Jubiläums 20 Jahre Literaturhaus Graz!

In den Hauptrollen: Nava Ebrahimi, Max Höfler, Olga Flor, Klaus Kastberger, Fiston Mwanza Mujila, Clemens Setz, Cordula Simon und Andreas Unterweger

7 TAGE LANG ONLINE!!! HIER KLICKEN!!! HIER KICKEN!!! NIE KICKLN!!!
(alles höchst sehenswert, ab ca. 16:00 ist 6 Minuten lang manuskripte-Viertelstunde)

Sehr gelungen, der gesamte Film, und wie schon mit den Dreharbeiten habe ich auch mit ihrem Resultat eine große Freude!

Die Highlights meiner eigenen 5 Minuten Ruhm:

(Mehr zum Begriff „Neue Grazer Subjektivität“ findet sich übrigens in der Marginalie zu manuskripte 241!)

Ich lese aus meinem Roman „So long, Annemarie“ (Droschl 2022). Die gelesene Stelle leitet, ganz großes Kino von Markus Mörth!, perfekt zu Olga Flors Kanalerkundungen über.

Herzlichen Dank an Markus Mörth!

Herzlichen Dank an Klaus Kastberger und das Literaturhaus Graz!

You made me feel …

… like a boss!

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Mehr zum Thema:

Trailer zur Doku mit einem nicht gezeigten Interviewausschnitt.

Dreharbeiten:

Buch Wien 2023 (und mehr)

Posted in manuskripte, So long, Annemarie, Tingeltangel-Tour by andreasundschnurrendemia on 22. November 2023

Am 08.11.2023 landete der manuskripte-Poesieautomat „Liebe aus Österreich“ auf der Buch Wien – und zwar am manuskripte-Stand, den die manuskripte sich erstmals in ihrer Geschichte leisteten:

Nach gelungener Anreise mit Christopher Heil vom Literaturverlag Droschl (danke!) …

… nach Aufbau (samt Droschl-Verlagsrodel: danke!), Aufstellen, Aufsitzen …

… startete der Run auf die österreichischen Liebesgedichte von Elfriede Jelinek, Barbara Frischmuth, Valerie Fritsch, Fiston Mwanza Mujlia u.a.m. und Schnupperhefte …

… der bis Sonntag anhalten sollte.

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Meine Höhepunkte der Messe-Woche:

Donnerstag: Abstecher ins Literaturhaus Graz zur Moderation der Lesung mit zwei Größen der österreichischen Gegenwartsliteratur, Robert Schindel und Xaver Bayer:

Am Samstag zurück nach Wien, zum manuskripte-Meet-and-Bio-Weißwein-drink (16.00):

17:00: Verkündung der Literaturdialoge „Imagine Dignity“ des österreichischen Außenministeriums 2023/2024 – das in Frankfurt spontan gebildete Duo Volja Hapeyeva und Andreas Unterweger ist mit dem Essay-Dialog „Was wir nicht über Vögel wissen“ höchst erfreulicherweise unter den geförderten Projekten!

Gleich nach der Preisverleihung sprach ich mit Nicole Kiefer und Ines Scholz vom Literaturdialoge-Podcast über Voljas und mein Projekt – hier zu hören (ich spreche ab 14:30)!

20:15:
Katrin Köhler, manuskripte-Förderpreisträgerin 2022 und Neo-Wienerin, liest für die manuskripte bei der Poesiegalerie (schon am Donnerstag am Start: Katharina Ingrid Godler).

Sonntag, 14 Uhr:
Im Gespräch mit Karin Cervenka, Marie Gamillscheg und Johanna Öttl in der Donaulounge (Bühne des Außenministeriums): es geht um scheibART Austria, das internationale Förderprogramm des Außenministeriums, dem ich mit „So long, Annemarie“ zu meiner Freude zurzeit angehöre:

Danach: Abbau (samt Droschl-Verlagsrodel: danke!), Abfahrt, Abregung – und Schwung nehmen für die Lesungen mit Anna Katharina Laggner, Gerhard Melzer und weitere kommende Aufgaben: